|| LIVE REVIEW: BOSSE genießt jeden Augenblick, denn „alles ist jetzt“ – Gänsehaut und Tanz garantiert!

Veröffentlicht: November 6, 2018 in Live-Reviews
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Stillstand ist nicht sein Ding. Bosse wirbelt wieder – und wie! Die neuen Songs der aktuellen Nr. 1-Platte klingen gelassener, ein bisschen mehr auf den Punkt. Auf ausverkaufter Clubtour stellt BosseAlles ist jetzt“ live vorwir waren im FZW Dortmund dabei!

Bosse strotzt vor frischen musikalischen Ideen, unnachahmlichem Wortwitz und bemerkenswerter Tiefenschärfe in seinem Blick auf die Dinge. Ganz wichtig dabei ist: Liebe, Haltung, Energie, Tanz (!), Emotionen und Ehrlichkeit dürfen niemals fehlen. Und genau das hat Aki Bosse am Montagabend im längst ausverkauften FZW in Dortmund mal wieder unter Beweis gestellt – auf eine irre sympathische Art.

Selten stellen Künstler ihren Support-Act selbst vor, manche kennen ihn vielleicht nicht einmal – doch einige tun es mittlerweile und vor allem Bosse macht genau das um Punkt 20 Uhr mit einer vollen Überzeugung, nachdem er seine Fans mit einem stahlenden Lächeln persönlich begrüßt hat: „Danke für die Treue – das Ding hier war ganz schön schnell bumsvoll!“ , freut er sich sichtlich und redet weiter: „Es kommt nicht so oft vor, dass Leute mir Lieder schicken und mich damit so begeistern; musste ich sie direkt zu unserer Tour einladen. Das sind Lejo, sie haben bloß zwei Lieder auf Spotify und das ist erst ihr fünftes Konzert, hört mal zu, gute Texte!“ Eine halbe Stunde dürfen die vier Jungs von Lejo die Bühne behalten und ihre Songs (die ja irgendwie alle neu sind) vorstellen und sich dem Publikum bekannt machen – heute sind sie erst dazu gekommen, haben alle Leute und die Crew kennengelernt und freuen sich, sichtlich und noch ein wenig schüchtern, keinesfalls aber unsicher. Unter den Songs, die sie präsentieren, verstecken sich natürlich auch die beiden bereits veröffentlichten Songs „Großstadt“ und „Cleopatra . Fans guter Popsounds mit deutschen Texten sollten Lejo folgen und sich überraschen lassen, was da noch so kommt – der Jubel der FZW-Besucher war ihnen jedenfalls sicher!

Nach einer halbstündigen Umbau-, Trink- und Pipipause ist es endlich soweit und die siebenköpfige Bosse-Band betritt die Bühne, kurz darauf gefolgt von dem Sänger selbst: Dortmund! Lasst mal schön ’ne Runde tanzen!“ wirbelt er zu den Auftakt-Songs „Wanderer“ und „Alles Ist Jetzt“ wie ein von einer Wespe verfolgter über die Bühne und lässt sich regelrecht von der Musik treiben – bis er zum Song „Du Federst“ plötzlich auf die Idee kommt, ins Publikum zu springen und inmitten seiner Fans zu tanzen, mit ihnen zu singen und ihnen genau dieses einzigartige Gefühl zu vermitteln: Das ist keine One-Man-Show, seine Band und Fans zählen definitiv zu Bosse und das muss ausgelebt werden! Unglaublich sympathisch und echt! „Unterhaltet Euch ruhig, ich muss kurz atmen!“ unterstreicht er diese These einmal mehr und gibt überhaupt zwischendurch immer mal wieder Anekdoten, Wichtigkeiten und Lobhudeleien von sich. Absolut eine Type wie Du und ich, wie ein bester Kumpel eben.

Als die Technik kurz versagt (die Band hört sich nicht mehr, aber das Publikum die Band – „is‘ ja auch das Wichtigste“), würde er am liebsten nochmal alles von Anfang machen und sagt ironisch: „Dann müssen wir wohl ‚Tanz Mit Mir‘ nochmal spielen. Ist mein absoluter Lieblingssong im Moment – weil ich auch so viel meine eigene Musik höre!“ und ergänzt ein Zitat von Robbie Williams gegenüber Charlotte Roche zum Thema eigene Musik hören (nachzulesen in diesem Artikel, Stichwort Sperma). Dieser Rewind-Moment passiert dann doch nicht – denn hier geschieht ohnehin alles wirklich spontan und ungeplant, trotz Setlist – sondern eine Akustik-Einlage soll den technischen Fehler überbrücken: Für „Kraniche“ (nur mit Klavierbegleitung durch Valentine) geht er kurzerhand wieder zurück ins Publikum und bittet lieb darum, dass sich alle setzen (damit auch alle was sehen, er sei ja nicht so groß und so hätten alle was davon), was einen wunderschönen Anblick ausmacht – natürlich sitzt Bosse mittendrin und singt gefühlvoll, steht zwischendurch auf und singt selbst laut und hält das Mikrofon in die Menge, sodass die Fans übernehmen können – und wie. Lauter ginge es wahrscheinlich kaum!

Neben viel Tanz, starken Emotionen und einer einzigartigen Energie zeigt Bosse natürlich auch wieder vor allem Haltung: „Einfach ein ganz klares politisches Statement GEGEN RECHTS heute! Wir sind alles so gute Leute und es ist einfach sowieso die Zeit, für Demokratie zu sein – mehr denn je. Also ab, auf vom Sofa, das ist glaube ich im Moment das Allerwichtigste! Und vor allen Dingen: Empathie, buntes Leben und Kraft versprühen, ey, und dann wird das auf jeden Fall was, das glaub‘ ich. Rassisten sind einfach kriminelle Idioten, das ist sowieso klar – und den ganzen Rest muss man wahrscheinlich durch Kommunikation überzeugen!“ kündigt er seinen sozialkritischen Song „Robert De Niro“ an und verweist symoblisch noch einmal auf die ‚Muckis‘ (=Kraft) und zeigt ein Herz (=Liebe). Neben diesem Statement ist es ihm auch ganz wichtig, auf die tolle (und wichtige!) Organisation Viva Con Agua aufmerksam zu machen, die er seit nunmehr 11 Jahren unterstützt: „Wenn jeder einen Pfandbecher reinwirft, sind es 1.400€!In dieser Herzensangelegenheit blüht der Künstler richtig auf, als er von seinem Besuch in Äthiopien erzählt und den Brunnen, den seine Fans und er gemeinsam durch Spenden sammeln aufgebaut haben – das Resultat: Die Kindersterblichkeit ist sofort um 70% gesunken (!!!). Großartig. Riesiger Applaus! Und an dieser Stelle auch von uns noch einmal die Bitte, das Pfand, wenn eben möglich, zu spenden und Viva Con Agua ansonsten durch Teilen der Message zu unterstützen oder Freunden davon zu erzählen, denn Bosse weiß: „Haut richtig rein, ich weiß, die Kohle kommt genau richtig an – ich kenn die Leute, die das machen. Großen Applaus für die Zelle Dortmund von Viva Con Agua St. Pauli!“ . Der Mann hat nicht vergessen, seine Stimme zu nutzen – und das ist gut, wichtig und richtig, immer wieder; denn manches kann man in diesen Zeit nicht oft genug betonen. Beendet wird sein spannender Monolog mit einem wahrhaftigen Satz, der druckreif ist und die derzeitige Realität leider widerspiegelt: „Die Welt ist ’n Arschloch, aber das Leben ist schön – so sollte man das sagen!

Belustigt scheint Bosse über die Tatsache, dass nach „Schönste Zeit“ nun auch „Augen zu, Musik an“ im Radio läuft – sogar seine Tochter war überrascht: „Alter, Du läufst im Radio, is‘ mega selten!“ Es gibt eben Hooks, die fürs Radio gemacht sind und plötzlich bekommt man Airplay – was in dem Fall wunderschön ist, denn wir finden schon sehr lange, dass die Songs von Bosse gehört werden müssen – und er ist und bleibt sich zu 100% treu, obwohl er nun ein irgendwie auch ein Stück weit „Radiostar“ ist und sogar für die 1Live-Krone nominiert ist (voten kann und sollte man hier, denn „die Konkurrenz schläft nicht“ ).

Doch gerade auch die Albumtitel haben einen großen Wert für den Hamburger, so erzählt er, dass er „Ich breue nix“ (das X scheint in der Aussprache wichtig zu sein!) mit 1,3 Promille an der Elbe geschrieben hat, als die Welt für ihn gerade perfekt war, frei nach dem Motto ‚egal, was morgen ist‘ – er saß dort mit seiner Familie, Grillwürstchen, Bierchen und war happy, dass alle gesund sind. Aus dem Song ist ein Duett mit Backgroundsängerin Valentine geworden – ein wunderschönes und passendes Feature, voller Gefühl und Ehrlichkeit; die „Ghettofaust“ der beiden nach der Performance rundet das Ganze ab und filtert die Freundschaft des Duos untereinander heraus. Ey, es macht so große Freude mit Euch! 1000 Dank, Dankeschön!“ weiß Bosse die Treue, das Mitgesinge und -getanze sowie die Liebe und Eupohrie zu schätzen. Das letzte Lied des regulären Sets, „Vier Leben“ , singt das gesamte FZW ziemlich laut im „oooohooooo“-Takt weiter, als die Truppe kurz von der Bühne verschwindet. Die beiden letzten Zugaben „Hallo Hometown“ und „Frankfurt Oder“ begeistern die Gäste sehr und es wird natürlich weitergetanzt und gesungen, wie in den letzten 1,5 Stunden des Powerkonzertes schon, das wortwörtlich durch Herz und Tanzbein ging! Ein schöner Abschluss, passend wie die Faust aufs Auge – Bosse wurde am Nachmittag im Interview mit dem Dortmunder Lokalsender gefragt, was er sich für die Zukunft wünscht und wusste nur eine Antwort: „Kann doch alles so bleiben, wie es ist – ALLES IST JETZT, wie die Tour eben heißt!


Seht nachfolgend noch ein paar visuelle Eindrücke des Konzertabends ❤


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