Vor drei Jahren ließ die aus Cincinnati stammende Indierockband Walk The Moon erstmals international aufhorchen: die Single „Anna Sun“ platzierte sich in den Top Ten der US-amerikanischen und in den Top 40 der kanadischen Alternative-Charts. 2015 gelang Nicholas Petricca (Gesang, Songwriting, Keyboards), Eli Maiman (Gitarre, Gesang), Kevin Ray (Bass, Gesang) und Sean Waugaman (Schlagzeug, Gesang) bereits der Durchbruch: nachdem der Song „Shut Up And Dance“ Platz eins der Spotify Viral Top 50 Charts und anschließend die Spitze der Billboard Hot Rock Songs und Rock Airplay Charts erreicht hatte, kletterte der hymnische Rock-Pop-Track bis auf Platz acht der Billboard Hot 100 und bescherte dem Quartett damit den ersten Top Ten-Hit der Karriere. Lest hier unser Interview!
Mittlerweile findet sich „Shut Up And Dance“ auf der ganzen Welt auf dem Weg in Richtung Chartspitze – in Australien, Kanada, Schweden, Neuseeland und den Niederlanden ist der Song bereits in den Top 30 angekommen. Tendenz stark steigend. In Deutschland gibt’s den Radio-Hit seit dem 10. Juli als Single.
Gitarrist Eli Maiman nahm sich die Zeit, ein paar Fragen zu beantworten.
Blicken wir mal zurück: Was war der wohl wichtigste Schritt, den Ihr gegangen seid, um WALK THE MOON dahin zu bringen, wo Ihr jetzt als Band steht?
Für uns fing das alles so wirklich an, als wir das Video zu „Anna Sun“ veröffentlicht haben. Das haben wir selbst mit ein paar Freunden für 500 Dollar gedreht. Das Video wurde auf YouTube oft geklickt, was dazu führte, dass eine Plattenfirma auf uns aufmerksam wurde – und das hat uns vermutlich dahin gebracht, wo wir heute sind.
„Different Colors“ scheint der perfekte Song zur aktuellen Entscheidung der USA zur Anerkennung / Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe. Könnt Ihr den Song für uns kurz zusammenfassen? Vielleicht so, als würdet Ihr den Song für ein Magazin rezensieren und ein paar Wörter dazu schreiben müssen:
In „Different Colors“ geht es um Akzeptanz, eine positive Einstellung und darum, einander gut zu behandeln und aufzubauen. Es geht darum, unsere Verschiedenheit zu feiern, sie nicht nur zu tolerieren. Es ist ein Schlachtruf und ein Siegesmarsch in einem.
Wir würden gerne ein bisschen über den Entstehungsprozess von „Talking Is Hard“ und Eure Inspiration für die Songs erfahren. Wann habt Ihr mit dem Aufnehmen angefangen, wo habt Ihr aufgenommen, wer und was hat das Songwriting und die Lyrics beeinflusst etc.? Insofern Ihr euch da noch dran erinnern könnt, denn das Album wurde in den USA ja schließlich schon im Dezember 2014 veröffentlicht.
Im Juni 2013 haben wir aufgehört zu touren und uns eine alte Lodge in Nord-Kentucky gemietet. Dort haben wir uns einfach zusammen gesetzt und gemeinsam geschrieben. 6 Tage die Woche und das für ungefähr 6 Wochen. Als wir fertig waren, hatten wir über 50 Songs für das Album geschrieben. Während dieser Zeit haben wir uns als Ziel gesetzt, alles auszuprobieren und keine Angst vor Neuem zu haben, jedoch immer mit dem Hintergrund, nach wie vor wie WALK THE MOON zu klingen. Ich denke, das hat zu der stilistischen Vielfalt geführt, die letztendlich auch auf dem Album zu hören ist. Das eigentliche Aufnehmen fand bei Tim Pagnotta Producing in Los Angeles, Kalifornien statt. Das Studio war mehr so eine Art Abstellkammer, die in ein Studio umfunktioniert wurde. Es war also nicht wirklich geräumig, aber es war für mehrere Monate wie ein Zuhause für uns.
Wer hatte die Idee zum Albumtitel? Gibt’s da eine Entstehungsgeschichte?
Auf den Albumtitel kamen wir, als wir ungefähr die Hälfte des Albums fertig hatten. Er beinhaltet viele Themen des Albums und beschreibt ein bisschen das, was wir während der Aufnahme erlebt haben. Die grundsätzliche Message des Albums ist es, Stärke zu zeigen. Der Titel „Talking Is Hard“ soll unseren Kampf beschreiben, als Menschen miteinander in Kontakt zu treten und zu kommunizieren – trotz all der Technologie, die gerade das ja einfacher machen sollte. Der Titel soll auf diesen Kampf aufmerksam machen und dazu verhelfen, da durch zu kommen.
Was habt Ihr als erstes gemacht, nachdem das Album fertig aufgenommen war?
Wir haben „Aquaman“ um 7 Uhr morgens am letzten Tag aufgenommen. Nach einer sogenannten ‚Marathon All-Night Aufnahme-Session‘. Ich vermute, ich bin danach also schnurstracks ins Bett gegangen.
Könnt Ihr Euch noch daran erinnern, was Ihr am offiziellen Release Tag gemacht habt? Gehört Ihr zu den Leuten, die in den Plattenladen gehen und sich ihr eigenes Album kaufen?
Wir hatten das große Glück am Tag der Veröffentlichung bei Jimmy Kimmel aufzutreten. Also hingen wir den Tag in L.A. ab, haben ein bisschen Promo gemacht, gut gegessen… und JA, wir sind definitiv in den Laden gegangen und haben uns unser Album gekauft.
Alle 12 Tracks sind Eure ‚Babies‘, das hört man ja von allen Musikern immer wieder. Wir möchten trotzdem wissen: Kannst Du Deinen Lieblingstrack vom Album nennen und begründen, wieso es gerade dieser ist?
„Aquaman“ war so ein spezieller Moment im Studio. Immer, wenn ich diesen Song höre, erinnere ich mich, wie aufgeregt wir waren, als wir den aufgenommen haben. Ich liebe diesen Track!
& was ist die Eure Lieblingszeile, die Ihr je geschrieben habt?
Das ist super schwer zu sagen! Eine wäre definitiv „Even on your own, you are not alone“ aus dem Lied „Portugal“. Das ist wahrscheinlich die Zeile, von der ich die meisten Tattoos gesehen habe.
Euer Song „Shut Up And Dance“ wurde zu einem großen Hit, weltweit. Was hat sich für Euch als Menschen und als Band geändert, nachdem Ihr das realisiert habt?
Es war eine sehr aufregende Zeit für uns! Anfang des Jahres haben wir eine 3-monatige Headliner Tour durch Nordamerika und den UK gespielt, das war unsere bisher größte! Jede Nacht hat Nick das Publikum gefragt „Wer war noch nie bei einer WALK THE MOON Show?“ und die meisten Abende waren das mindestens die Hälfte, wenn nicht sogar 2/3 der Zuschauer. Es ist echt verrückt zu sehen, wie die Fangemeinde so schnell wächst, auf eine so fühlbare Art und Weise.
In Deutschland wurde „Shut Up And Dance“ offiziell am 10. Juli veröffentlicht. Jetzt hast Du die Gelegenheit, den Leuten zu sagen, wieso sie sich diesen Song bei iTunes kaufen und ihrer Playlist hinzufügen sollten:
„Shut Up And Dance“ fordert dazu auf, sich frei zu machen und den Moment zu leben. Hört es euch einfach an, dann wisst ihr, was ich meine!
Ihr werdet dieses Jahr ja auch noch einige Headliner Shows in Deutschland spielen. Hattet Ihr schon vorher Kontakt zu Euren deutschen Fans und freut Ihr Euch auf die Shows? Wir wissen, dass Ihr in 2013 schonmal in Deutschland wart – welche Erinnerungen habt Ihr an die Shows?
Wir lieben es, in Deutschland zu spielen. Unsere deutschen Fans sind so gut zu uns und es ist echt schon viel zu lange her, seit wir zuletzt hier waren. Um ehrlich zu sein, passierte unser seltsamstes Tourerlebnis vor ein paar Jahren in Hamburg. Wir schreiben unsere Setlist immer auf Papierteller (eine alte Tradition) und bei unserer Show im Molotow hat unser Drummer Sean sich noch ein paar Snacks auf seine Setlist gepackt – ein bisschen Schinken und Käse. Am Ende der Show schmiss er die Pappteller-Setlist ins Publikum, hatte allerdings vergessen, das letzte Stück Schinken runter zu nehmen. Der Schinken fiel vom Teller und einem Mädchen ins Gesicht. Whoops… Ihr schien es allerdings gefallen zu haben.
Momentan tourt Ihr durch die USA: Auf welche Städte freut Ihr Euch da am meisten, habt Ihr Lieblingslocations?
Wir freuen uns total darauf, im August im „Red Rocks“ in Colorado zu spielen. Das ist eine echt schöne Location, inmitten der Berge in roten Stein gehauen. Das wird sicher ein magischer Abend.
Es gibt sicherlich einige Leute in Deutschland, die Euch noch nicht kennen, aber denen Eure CD und Eure Show bestimmt gefallen würde. Könnt Ihr denen einen kleinen Vorgeschmack darauf geben, was man von Eurer CD und Euren Live-Shows erwarten kann? Warum sollte er oder sie defintiv vorbei schauen?
„Shut Up And Dance“ trägt definitiv den traditionellen WALK THE MOON Sound in sich – verschrobener Rock’N’Roll mit viel Gitarre und Synths. Wir haben unseren Sound auf „Talking Is Hard“ aber wirklich in alle möglichen Richtungen weiter entwickelt. Da gibt es agressive Momente und Sounds, aber auch mehr zarte als je zuvor. Wir lieben zwar das Musik schreiben und aufnehmen, aber all unser Herz steckt in den Live-Shows. Da kommt alles zusammen, da sind wir mit unseren Fans vereint und unsere Fans untereinander sind ebenso vereint. Wir sagen gerne, dass WALK THE MOON kein Publikumssport ist. Wir wollen, dass die Leute singen, tanzen, mit uns gemeinsam schwitzen. Wir wollen, dass die Leute ermächtigt nach Hause gehen.
Wann fliegt Ihr nach Europa? Freut Ihr Euch auch auf ein wenig Sightseeing?
Wir freuen uns so dermaßen darauf, im November in dem UK und Europa zu sein. Leider beinhaltet diese Tour, wie die meisten, nicht so viel Zeit fürs Sightseeing. Das ist aber auch okay. Die Party findet eh auf der Bühne statt.
Von einer Stadt zur nächsten Reisen – was ist das Beste am Touren und wie sieht so ein typischer Tourtag aus? Habt Ihr da irgendwelche Routinen oder Rituale, abgesehen vom Soundcheck und der Show am Abend?
Das Tourleben an sich lässt nicht viel Spielraum für Routinen, aber ich suche immer gleich nach dem besten Coffee Shop der Stadt, sobald ich irgendwo ankomme. Das ist so etwas wie mein Ritual. Bevor es mit der Promo, dem Soundcheck und den Meet & Greets losgeht, nehme ich mir immer kurz die Zeit für eine gute Tasse Kaffee.
Taylor Swift hat ihr Album ja von Spotify entfernt und dasselbe kürzlich auch bei Apple Music getan. Sie hat einen offenen Brief geschrieben, welcher das Handeln von Apple beeinflusst hat. Sie hat aufgefordert, für Musik zu zahlen, was gerade für die kleineren Bands extrem wichtig ist, die davon leben und nicht ausreichend für ihre Musik honoriert werden. War das Eurer Meinung nach einfach nur eine große Nettigkeit oder etwas, um Ihr Album 1989 und die damit verbundene Welttournee zu promoten?
Ich finde, sie hat da etwas ganz Großartiges gemacht und es ist ein Beispiel dafür, wie man Veränderung herbei führen kann. Für Zivilrechte, für die Umwelt und für unseren Planeten. Wir brauchen Leute, die das Geld, die Macht und den Einfluss haben, aufzustehen und das Richtige zu tun. In diesem Fall hat Taylor damit offensichtlich sehr gute Resultate erzielen können und dafür applaudiere ich ihr.
Wo wir schon von „1989“ reden – was ist Dein momentanes Lieblingsalbum?
Brandon Flowers „The Disered Effect“ ist ein unglaubliches Album. Super produziert und performt, kombiniert mit wunderschönem Songwriting.
Welchen Song könnt ihr euch stundenlang anhören?
„Between Me and You“ vom Album „The Desired Effect“
Haben wir irgendetwas vergessen zu fragen? Ihr habt jetzt die Chance zu sagen, was immer Ihr wollt:
Das war schon ziemlich gründlich! Wir freuen uns SO SEHR nach Deutschland zu kommen. Wir sehen uns in ein paar Monaten!
Wir bedanken uns bei Eli Maiman für das Interview!