Sie ist für uns schon seit über 6 Jahren eine wichtige Künstlerin – mittlerweile hat sie richtige Hits – und bald gibt es Antje Schomaker endlich wieder live. FKP Scorpio & The Pick präsentieren Antje Schomaker live auf „Ich Muss Gar Nichts“ Tour!
Kann Loslassen etwa Spaß machen? Die Antwort darauf ist einfach wie kurz: Ja. So anstrengend die Vorstellung, immer wieder zu gehen oder gehen zu lassen, für einen Großteil Menschen anmuten mag, so sehr findet diese Anstrengung in „Verschwendete Zeit“ ihr gut dreiminütiges Gegenstück.
Hieß es auf dem Debüt noch „Bis mich jemand findet“ oder „Wir vermissen eine Liebe einfach aus Prinzip“ , finden sich Zeilen wie diese nun ersetzt durch die absolute Zusage an das Ich. Warum noch darauf warten gefunden zu werden, wenn man sich stattdessen längst selbst gefunden hat? Gut zwei Jahre nach „Von Helden und Halunken“ sitzt Antje Schomaker ihrem Publikum, genauso aber sich selbst, mit einem blutverschmierten Messer in der Hand gegenüber. Die Nacht ist schwarz, die Haare sind kurz und das wortwörtlich alte Ego liegt erstochen im Bett, Audiokommentar: „Nagut, Dinge vergehen“ . Schon innerhalb dieser ersten zwanzig Sekunden Musikvideo wird deutlich: künstlerische Entwicklung findet genauso sehr auf dem wie im Kopf statt, macht weder halt vor dem eigenen Kleiderschrank, noch scheut sie sich davor, in einem radikalen, musikalischen Neuanfang zu münden, der zunächst grundsätzlich geglaubtes infrage stellt.
„Verschwendete Zeit“ beschreibt eindeutig ein kräftezehrendes, schließlich erfolgreiches Beziehungsende. Aber wer hinter Zeilen wie „schneid‘ mir die Haare ab, obwohl du sie magst, zieh‘ einfach an, was ich gerne trag‘“ nur das Ende und die viel zu oft als Klischee verschriene Typveränderung sieht, macht es sich zu einfach. Antje Schomakers gut dreiminütiger, musikalischer Reset strahlt nicht vorrangig Ende aus, sondern bedeutet viel mehr persönliches Wachsen, seine Grenzen neu zu definieren und sie laut auszusprechen. „Um loszulassen braucht es vor allem ganz viel Vorstellungskraft, denn es bedeutet auch immer, sich selbst losgelöst von Personen und Umständen vorstellen zu können und erst wenn man das kann, hat man den Mut zu gehen“ . „Verschwendete Zeit“ ist also genauso Befreiungsschlag wie wahrgewordene Fantasie.
Dort wo auf dem Debüt noch viel Raum für Akustik geschaffen wurde, fordern jetzt Synthies mit jedem Akkord zum Aufspringen, Tanzen und Losrennen auf. Wenn Antje Schomaker im Kontext ihres anstehenden Projekts über das Loslassen spricht, dann beschreibt sie die Zeit zwischen Debüt und dem Jetzt als das für sie persönlich größte Loslassen. Denn das Freikämpfen aus Beziehungen und Umständen, findet seine logische Fortsetzung im ständigen Hinterfragen der eigenen Denkmuster und Privilegien und wenn die aktuellen, politischen Debatten eines einfordern, dann das Erkennen und Loslösen von ewigen Gewohnheiten. Seine Denkmuster immer wieder auf den Kopf zu stellen, bedeutet für Antje Schomaker in letzter Konsequenz also auch zu erkennen, dass man trotz all der politischen Sozialisation und dem fast schon angeborenen Bewusstsein für Umwelt, seine sicher geglaubte Aufgeklärtheit immer wieder hinterfragen muss.
Und in aller Konsequenz erschienen mit diesem Banger mit „Zeichen“ und „Auf Augenhöhe“ noch zwei wunderschöne Songs – doch im Ohr bleibt uns gerade besonders „Ich Muss Gar Nichts“ , denn mit diesem Track wird alles gesagt, was gesagt werden sollte – und weil Antje Schomaker das so toll kann, lassen wir sie hier nochmal selbst zu Wort kommen:
„Wie viele Ratschläge ich schon bekommen habe, wie ich zu sein habe und was ich zu tun habe, ohne dass ich nach einer Meinung gefragt hatte. Ich hatte keinen Bock mehr auf diese anmaßenden Nachrichten und Gespräche und hab „Ich Muss Gar Nichts“ geschrieben und vorproduziert. Daraufhin haben mir dann zwei Menschen gesagt, der Beat sei falsch, ich müsse das anders produzieren (wie passend) und ich hab den Song erstmal zur Seite gelegt. Als ich irgendwann mutig genug war, Robbie Stephenson meine selbst produzierten Skizzen zu zeigen, entdeckten wir den Song wieder und gingen sofort ins Studio, um ihn fertig zu produzieren. Ich will mit dem Song zeigen, dass ich das machen kann, worauf ich Bock hab und dass Leute aufhören sollen Künstler:innen und speziell auch Frauen reinzureden, wie sie Dinge zu tun haben. Wir müssen nämlich gar nichts.“
Antje Schomaker „Ich muss gar nichts“ Tour 2022
– präsentiert von FKP Scorpio, kulturnews, event.,
SCHALL., DIFFUS & The-Pick.de –
05.11. Bielefeld Movie
06.11. Essen Weststadthalle
08.11. Köln Luxor
09.11. Frankfurt a.M. Nachtleben
10.11. Stuttgart Wizemann
11.11. Friedrichshafen Kulturhaus Caserne
12.11. München Ampere
15.11. Leipzig Naumanns
16.11. Hannover MusikZentrum/MUZ
17.11. Berlin Gretchen
18.11. Rostock Helgas Stadtpalast
19.11. Hamburg Fabrik
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Fotocredit: FKP Scorpio