Ende April kam das Debüt–Album „FLEISCH“ (wir sind süchtig!), jetzt ist die zauberhafte Mia Morgan auf ihrer fast ausverkauften Headliner-Tour. Wir waren bei Mia Morgan und nehmen Euch mit in den Rückblick zum 13. Mai ins FZW Dortmund!
Es ist noch gar nicht so lange her, dass “Waveboy” von Mia Morgan der überraschende Indie-Hit eines letzten normalen Sommers war. Letzten Monat veröffentlichte diese ausnahmslose Künstlerin aus Kassel mit “Fleisch” ihr Debüt-Album voll düsterem Pop und abgründigen Texten – jetzt ist sie schon auf ihrer ersten Headliner-Tour – und das ist verdammt fantastisch. Natürlich wollten wir unbedingt dabei sein und waren im FZW Dortmund am Start.
& es ging schon laut los: Um 20 Uhr kamen Lyschko als Support auf die Bühne und wärmten den FZW Club schon ordentlich auf – die Meute vor der Bühne war schnell heiß und tanzte, sang und schrie passend zu den Lyschko-Songs mit. Eine Band, die den New Wave mit deutschen Texten liebt und lebt. Macht Mia Morgan „Gruftpop“ , nennen wir Lyschko gerne „Neue Deutsche Gruft Wave“ , irgendwie so – man schaut der Band einfach unheimlich gerne zu, wie sie sich rhythmisch bewegen und die Musik aus ihren Körpern springt, volle Leidenschaft eben – laut, düster und sehr speziell vom Sound und der kratzenden unkonventionellen Singstimme von Frontfrau Lina. Könnte den Festivalsommer zur Mitternachtsstunde ziemlich spannend machen!
Mit dem Erklingen von MARINAs „Teen Idle“ Intro erlischt das Pausenlicht, die Stimmung wird aufgeregt und mystisch, das Getuschel hört auf und die Nervosität steigt – dieser typische Moment, kurz bevor der Headliner die Bühne betritt und der Augenblick näherrückt, dass ein unvergesslicher Konzertabend startet. Eins der besten uneigenen Intros, die wir je erlebt haben – perfect choice to dive right into Mia Morgans show. Uff. Durchatmen, dann geht es direkt los mit „JENNIFER CHECK“ und die Vorzeige-Gruftpop-Audienz rastet sofort aus: Kreischen, jubeln, Hände hoch, mitsingen, tanzen, schwerelos, im Hier und Jetzt gefesselt. Check – der Abend wird grandios, das wussten wir schon vorher und das wissen wir jetzt bestätigter denn je. Klartext: Mia Morgan haben wir 2019 im kleinen Rahmen bei ihrem allerersten Headliner-Konzert ever (zum Nachlesen hier) erlebt, als Support beim K.I.Z.-Frauenkonzert 2020 vor großem Publikum und beim Reeperbahn Festival 2021 open air – und ihre erste Club-Show im Rahmen der ersten eigenen (!) Tour mit dem Debüt-Album (!) „FLEISCH“ im Gepäck sollte uns nochmal zeigen, wie einzigartig diese Künstlerin ist – und wie sehr zurecht sie ein Hype ist. Mia Morgan for Queen, isso!
Die Stimmung ist von Sekunde Eins an ausgelassen, der Club bebt, Liebe und Dankbarkeit sind vor und auf der Bühne spürbar – ein Boomerang, den Mia Morgan und Fans sich gegenseitig zuspielen, immer wieder. So beidseitig sympathisch und miteinander haben wir selten ein Konzert erlebt, auf Augenhöhe! & natürlich gibt es dann direkt als dritten Song in der Setlist auch den Indie-Hit „Waveboy“ (2018), mit dem Mia Morgan sich vor vier Jahren vorstellte. Eine wundervolle Reise, die sie heute in den ausverkauften FZW Club führt und gleichzeitig aber auch nochmal an die Beginne ihrer Karriere (wir vergessen bitte nicht: wir sprechen hier von Mia Morgan aus dem Internet ❤ !) erinnert:
„Es gab auch Kommentare wie ‚Du Hure‘ , ‚Du Nutte‘ , ‚Du Schlampe‘ , ‚Warum präsentierst Du Dich so, wer will das ansehen?‘ , ‚Du musst Dich nicht wundern, wenn Du von irgendjemandem gegen Deinen Willen angefasst wirst – Du willst es doch nicht anders‘ . Und ich wurde gegen meinen Willen angefasst und ich wurde gegen meinen Willen beurteilt und verurteilt. Ich wurde zu Dingen gemacht, die ich nicht bin und immer wieder wurde versucht, mir Stempel aufzudrücken und der war immer: zu viel oder zu wenig; zu laut oder zu leise; zu fett oder zu dünn; zu schlau, weil ich in der Schule gut war oder zu dumm, weil ich irgendwann aufgehört
habe, über Dinge nachzudenken, die mich nicht so interessieren, weil ich mich auf mich fokussiert habe. Und das Ganze hat sich bei Zeiten angefühlt, als nähme ich einen Fluch mit mir rum, den ich einfach nicht loswerde und mit dem es mir auch vielleicht als Einzige so geht – bis ich gelernt habe, dass ganz viele Freundinnen von mir auch damit zu kämpfen haben, dass sie eben auch das Gefühl haben, sie werden von außen ständig beurteilt und wissen irgendwie gar nicht mehr richtig, wie ihre eigene Stimme von innen klingt und wie dieses große Übermächtige, was sie vielleicht in ihrer Kindheit einmal hatten, zurückkommen kann und sie wieder stark machen, sie wieder groß machen kann und ihr dafür Kraft und Mut spenden kann, einfach die zu sein, die sie sind. Und darüber habe ich einen Song geschrieben, darüber den vermeintlichen Fluch anzunehmen und zu etwas großem Göttlichen zu machen.“
Unfassbarer Applaus für Mia Morgan in diesem Moment – im FZW Club hört der Beifall gar nicht mehr auf und auch jetzt nachhaltig in diesem Moment fühlen wir ihre Worte unfassbar stark und freuen uns, dass Mia Morgan nie müde wird, diese wichtige Thematik anzusprechen – in ihren Texten, auf Social Media, in Interviews und auch auf der Bühne. Am Ende des Tages wollen wir uns alle doch nur genauso wohlfühlen, wie wir uns eben wohlfühlen – no matter what. Eine Rede (a fucking speech, to be honest!), mit der wir nochmal bestätigen: DIE Gruftpop-80s-Synthie-Queen der Neuzeit steht hier auf der Bühne. & wenn dann der gesamte Club das „SEGEN“ -Songzitat „GOTT IST EINE FRAU – UND SIE IST VIELE“ schreit, ist alles gesagt und die Extase am Siedepunkt. (Btw: Merch gibts hier.)
Neben ihren eigenen Hits und frischen Albumsongs spielt Mia Morgan auch ein Cover, das nicht passender für sie und ihre starke Attitude sein könnte: Billy Idols „Rebel Yell“ erklingt und die Band rastet vollkommen aus. & vor allem auch bei den eigenen Songs, die die absoluten Wahnsinns-Hits sind, gibt es kaum noch ein Halten: „SCHÖNERE FRAUEN“ , „WAVEBOY“ , „TEENAGER“ , „BLOND“ und „IN WIEN“ geht es völlig ab und die Achterbahnfahrt geht nur in Richtung oben – fast könnte man das Konzert als freien Fall beschreiben – allerdings in die komplett andere Richtung von 0 auf konstant 1000. Schwitzschwitz, ist das heiß hier. Kaum zu glauben, dass der Abend nach einer Stunde schon enden soll – und surprise, surprise, natürlich gibt es wie laut gerufen auch noch zwei Zugaben, bei denen es nochmal hoch geht: „Es Geht Dir Gut“ und „Valentinstag“ beenden lautstark den bunten Konzertabend – denn ehrlicherweise muss man sagen, dass die Gruft hier farbig und alles erlaubt ist. Und aus dem Grund würden wir am liebsten direkt nochmal und haben das ganze Wochenende von diesem „FLEISCH“ Konzert gezerrt. Freitag der 13. mit Mia Morgan at its best! (Und wie unheimlich süß ist sie bitte mit ihren Fans nach dem Konzert am Merchstand? Arghhh, we’re in love, Ihr merkt das schon.)
Mia Morgan „FLEISCH“ Tour 2022
16.05. Köln Veedel Club ausverkauft
17.05. Hannover Lux
20.05. Frankfurt a.M. Ponyhof ausverkauft
21.05. Nürnberg Club Stereo
22.05. Berlin Cassiopeia ausverkauft
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❤ Danke an Selective Artists! ❤
Bilder: Christin Söhnchen (Insta: @christbellchen)
Worte: Rebecca Bektas (Insta: @iwishilivedinberlin)