Casper hat ein neues Album am Start und wir sind erneut völlig umgehauen von dem Gesamtkunstwerk „ALLES WAR SCHÖN UND NICHTS TAT WEH“ – eine Review und eine indirekte Bitte, dass alle die Platte hören!
Casper. Irgendwie eine besondere Erinnerung bei mir; besonders schmerzhaft. Im August 2017 die letzte Album Review, die ich schrieb, bevor mein Papa in der nächsten Nacht einen Herzinfarkt hatte – Paps saß mir im Rücken, ich hatte Kopfhörer auf und war völlig gebannt von „Lang Lebe Der Tod“ . Heute sitze ich hier allein, mein Papa ist nicht mehr unter uns, aber die Erinnerung stärker denn je. „ALLES WAR SCHÖN UND NICHTS TAT WEH“ . Und wieder ist es Casper, der mir mit seiner Musik die Tränen trocknet (und gleichzeitig neue hervorruft). Ich explodier. Renn zu dir. Durchatmen und auf in das Album, das meine vollste Aufmerksamkeit verdient hat (und ich weiß schon jetzt, dass es mir am Ende der Rezension besser gehen wird):
Die Vorab-Singles „ALLES WAR SCHÖN UND NICHTS TAT WEH“ , „TNT“ (ft. Tua), „MIESES / LEBEN“ (ft. Hayiti), „FABIAN“ und insbesondere „BILLIE JO“ haben uns schon umgehauen und warfen die Frage auf: Wie kann man sich bitte mit jeder Platte selbst neu erfinden (im Sinne von weiterentwickeln) und trotzdem derselbe smarte Typ von nebenan bleiben?
Ganz ehrlich. „BILLIE JO“ ist ein Lied, das mich mehrfach zerrissen hat – und zwar wirklich zerrissen. Es gibt ja solche Lieder, die schwer(mütig) sind und Wunden aufreißen. Und dann gibt es „BILLIE JO“ , das auf dem Album auch noch ein Prelude bekommt, das noch einmal Original-Ausschnitte aus den Nachrichten zeigt: „it’s okay to feel anger/ it’s okay to feel sadness/ it’s indeed heartbreaking“ . Und dann hör ich ihn wieder und sehe bildlich eine Geschichte vor mir, die ich noch nicht kannte – die aber leider bittere Wahrheit und nicht einmalig ist. Unglaublicher Schmerz in jeder Zeile, ja, sogar in jedem Wort, so viele Bilder – ein paar Metaphern, oftmals aber wirklich so extrem beschriebene Szenen, dass man alles wie einen Film vor sich hat; so intensiv, dass ich mir vorstelle, Teil der Geschichte zu sein – als würde man mir mein Herz rausreißen. Gänsehaut. Kälte. Unverständnis. Wut. WUT. Chaos. „Wann ist ein Haus ein Heim?“ Die Nachrichtenszenen am Ende holen mich raus aus dem Film und bestätigen mir die wahre Geschichte hinter dem sehr persönlichen Track von Casper (Billie Jo war seine Cousine aus den USA) erneut. Scheiße. Und die Frage, was Kriege mit uns allen machen – und vor allem mit jenen, die all das Erlebte niemals verarbeiten können und keinen anderen Ausweg finden als den Schuss und das endgültige Beenden des eigenen Films, der noch schmerzhafter ist, als das, was ich nach diesem Moment empfinde. Stille.
Atempause.
Luft holen.
Tränen wegwischen.
Doch das Herz bleibt schwer.
Nochmal den Kloß im Hals runterschlucken.
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„ZWIEBEL & METT“ (Die Vergessenen Pt. 3) und „DAS BISSCHEN REGEN“ (Die Vergessenen Pt. 4) sind für echte Fans schon jetzt ein Hype: „Der Druck steigt“ (Die Vergessenen Pt. 1) und „Blut sehen“ (Die Vergessenen Pt. 2) sind Teil des 2011-Hitalbums „XOXO“ , das den Underground-Rapper zu einem gefeierten Rap-Star gemacht haben. Und jetzt ist er gerade einfach Ben, der an sich und am Leben gewachsen ist – und gleichzeitig einer der größten deutschsprachigen Musiker unserer Zeit. Und dieser Ben sammelt Worte, schreibt sie auf und verwandelt sie zu Kunst, die er als Casper präsentiert. Beobachtungen, Gedanken, Emotionen – und alles so echt, weil jedes Wort sitzt. Wichtige Worte, immer mal wieder Gesellschaftskritik zwischen den Zeilen – oder auch direkt in ihnen: „Wo die Fahne weht fürs Vaterland/ Genäht und made in Pakistan/ Erzählt man sich bei Raki Schnaps/ Wen man fickt- nicht wen man wählt/ Das bleibt privat/ Verdammt/ […] ´nen Hund aus Rumänien gerettet/ Aber Menschen auf hoher See soll’n verrecken„. Ihr merkt schon. Hier geht es bitter zur Sache, aber es wird auch noch ein wenig sweet zwischendurch. Ob es nun eine Art Liebeslied ist wie „WO WARST DU“ oder die absoluten Banger wie „LASS ES ROSEN FÜR MICH REGNEN“ (ft. Provinz & Lena) oder „GIB MIR GEFAHR“ (ft. Kummer) – Casper fängt jedes Gefühl richtig ein und schmückt Sätze mit Musik, die genau diese Buchstaben noch intensivieren; wie auch immer das möglich ist, aber es ist möglich und haut uns jedes Mal völlig weg. Ey, ehrlich: Dieses „GIB MIR GEFAHR“ (ft. Kummer) ist der beste Beweis dafür (und mein persönlicher heimlicher Hit der Platte!), dass man so unendlich viel fühlen darf und muss bei diesem Casper – und das wird musikalisch mit größter Pop-Attitüde geschmückt – und dann wieder diese Tattoo würdigen Quotes: „Gib mir Gefahr/ Ich will spüren, dass ich da war“ oder „Noch mehr Selfcare und wir sterben vor Glück!“ Damn. Dieser Track hat uns schon in der #CATCHCASPER Instagram Story umgehauen. Und irgendwie fühlt es sich an, als wäre hier jedes Casper-Album musikalisch vertreten – und noch viel mehr als das, wie „EUPHORIA“ (ft. Teute) zeigen wird. Musikalisch größtes Kino!
Was besonders auffällt: Casper will in kein Schema F passen und hat keine typischen Radiosongs auf der Platte. (Nicht, dass man da jemals großen Wert drauf gelegt hat – aber hier fällt es mir eben noch deutlicher auf.) Thematisch wie musikalisch ist Casper vielfältig, sogar mehr denn je: Neben hochdramatischen Songs wie „BILLIE JO“ gibt es auch Lieder wie „FABIAN“ , die mit einem Happy End auch die überraschenden und schönsten Momente des (Über-)Lebens festhalten: „FABIAN“ ist eine wahre Hymne, eine Ode an die Freundschaft – und wir bewegen uns in über 7 Minuten (!) irgendwo zwischem krassen Schicksalsschlag (Leukämiediagnose) und der Heilung am Ende – vor allem aber, wie ein segr guter Freund damit umgeht, wenns zu Ende geht; und wie krass Casper daran zu knacken hatte ( „Und was ein blöder Idiot nennt ein Album auch ‚Lang Lebe Der Tod‘“ ).
Melodisch sind auf „ALLES WAR SCHÖN UND NICHTS TAT WEH“ kaum Grenzen gesetzt und es gibt übergreifend kein Genre, irgendwie crossover, aber Casper style, eh klar, sondern vielmehr Musik nach Gefühl; und das genau das noch mehr aufs Gemüt geht und Emotionen verstärkt, brauchen wir ja nicht hervorheben – und dann diese Stimme, die hier so wandelbar wie nie zu vor ist: Von rappen über singen bis hin zu schreien hören wir alle Facetten – und dazu diese unverkennbar einzigartige Casper-Klangfarbe. Gigantisch.
Dieses „ALLES WAR SCHÖN UND NICHTS TAT WEH“ Album ist auf gar keinen Fall leichte Kost für nebenbei, sondern viele verschiedene Geschichten aus so vielen Bereichen – und das nennt man wohl pures Sein in seiner besten Form; wie das Leben eben so ist – mal schön, mal richtig beschissen und mal einfach dahin siechend, tanzend, hoffend, lachend, laut, leise, schmerzhaft; irgendwie lebendig bis zum Tod – oder auch mal darüber hinaus. Casper übertrifft sich mit „ALLES WAR SCHÖN UND NICHTS TAT WEH“ selbst. Und das gleich mehrfach.
Jetzt erstmal nochmal hören, denn dieses Werk macht noch mehr mit mir, das weiß ich schon jetzt. Unfassbar, was ein bisschen Musik anrichten kann; glaube, ich werde hier immer wieder einen neuen Lieblingssong entdecken. Dürfte ich „ALLES WAR SCHÖN UND NICHTS TAT WEH“ bitte schon auf die Liste fürs Album des Jahres 2022 setzen? Live wird das Next Level (und hier gibts darauf einen Vorgeschmack – am 24.02. um 22:30 Uhr), die Platte ists ja schon. Ach, ja: Tickets, Platten, Merch und all sowas bekommst Du hier!
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Fotocredit: Chris Schwarz