MISCHA haben mit „EY SÜSSE“ einen wichtigen Song veröffentlicht – um genau zu sein: Einen feministischen Song. Und genau dazu hat MISCHA-Frontfrau ein paar Fragen beantwortet. Ein Interview!
Braucht es schon wieder so nen feministischen Song? – Ja, unbedingt. So lange, bis es Respekt und Anerkennung für alle gibt.
Immer noch werden eklige Wörter benutzt. Immer noch werden Frauen und Mädchen als Souvenir betrachtet und Grenzen maßlos überschritten. Immernoch wird Frauen und Mädchen gesagt, sie sollen sich nicht so anstellen, während sie beispielsweise angefasst werden obwohl sie das nicht wollen. Ohne darüber nachzudenken, was das alles auslösen kann. Taten müssen folgen. Respekt und Anerkennung – überall.
MISCHA haben mit „Ey Süsse“ einen wichtigen Song geschrieben, der Dir die bittere Wahrheit gegen den Latz knallt. Traurig, dass das sein muss – aber umso wichtiger, dass der Mund immer öfter aufgemacht wird und die punkpoppige Attitüde noch mehr Raum schafft – und sagt, was gesagt werden muss. Warum das so relevant ist und man laut sein muss? Das haben uns MISCHA in einem Interview beantwortet.
IM DIALOG MIT… MISCHA
Lasst uns reden. Was macht Feminismus für Euch aus und wann habt Ihr angefangen, Euch mit dem Thema zu beschäftigen?
Viele Leute denken, Feminismus bedeutet: Frauen an die Macht.
Aber es bedeutet: GLEICHES RECHT FÜR ALLE.
Patriarchale Strukturen aufbrechen mit dem Ziel, der Gleichstellung aller Geschlechter.
Ich habe schon immer unter Patriarchalen Strukturen leiden müssen. Es ist ja kein Geheimnis, dass Frauen in Berufen, in Clubs und bei Freizeitaktivitäten anders behandelt werden als Männer. In der Pubertät, als ich mich das erste mal bewusst mit meinem Umfeld und mit mir selbst beschäftigt habe, ist mir aufgefallen, wie unfair die Gleichstellung der Geschlechter ist. Vor ungefähr vier Jahren, habe ich dann zum ersten Mal das Wort Feminismus bewusst wahrgenommen und mich daraufhin mit den verschiedensten Lektüren auseinandergesetzt. Unterhaltungen mit Freundinnen und Familienmitgliedern haben mir dahingehend noch mehr die Augen geöffnet. Wir als Band setzen uns für die Gleichberechtigung für Frauen ein – egal, ob in der Musikindustrie oder im Privaten.
Line-Ups sind teilweise (leider sogar überwiegend) wirklich ein Witz. Worin glaubt Ihr liegt das Grundproblem in der Männerdominanz bei Festivals?
Wir haben die Vermutung, dass die Veranstalter:innen und Booking Agenturen teilweise noch in alten Denkstrukturen festhängen und ein wichtiger Schritt Richtung Diversität fehlt. Es gibt genügend female fronted Bands, Künstlerinnen, Sängerinnen und Musikerinnen. Wir würden uns wünschen, dass diese Denkstrukturen endlich über den Haufen geschmissen werden. Es gibt ja Festivals, wie beispielsweise das PULS Open Air, die bewiesen haben, dass es möglich ist ein Line-Up mit 50% female fronted zu buchen.
Euch fallen doch bestimmt ad hoc einige female-fronted Bands ein, die richtig abrocken würden. Name them:
Da gibt es so viele, die ich persönlich abfeier und leider auch nicht alle aufzählen kann. Hier ein kleiner Auszug meiner Hot Rotation:
Elena Rudd, Mola, Fløre, Ätna, Blond, Fiva, anaïs, Umme Block, Amilli.
„Viele Leute denken, Feminismus bedeutet: Frauen an die Macht.
Aber es bedeutet: GLEICHES RECHT FÜR ALLE.“
„Ey Süsse“ spricht im Klartext einige Problematiken an. Was würdet Ihr Euch als Reaktionen von reflektierten Männern wünschen?
Dass sie darüber im Freundeskreis/ Familienkreis sprechen, über eigene Handlungen nachdenken und Betroffenen helfen.
Und wie könnte man das „Ey Süsse“ -Problem gesellschaftlich lösen? Habt Ihr einen Ansatz?
Das Thema muss angesprochen und enttabuisiert werden. Vielen Betroffenen fällt es schwer, darüber zu sprechen. Wenn sich jedoch herausstellt, dass leider jeder Frau ähnliche Situationen widerfahren sind, kann gemeinsam dieses Problem angegangen werden. Gerade auf Instagram leisten in dieser Hinsicht die catcallsof-Seiten eine tolle Arbeit.
Haltung ist für Euch also offensichtlich ein wichtiges Thema. Was muss man noch angehen, welche Werte sind Euch wichtig?
Für uns ist klar, dass in unseren Kreisen und vor allem auf unseren Konzerten Sexismus, Homophobie, Rassismus nicht stattfinden darf. Ein Traum ist es natürlich, dass dies für die gesamte Welt gelten würde.
„Für uns ist klar, dass in unseren Kreisen und vor allem auf unseren Konzerten Sexismus, Homophobie, Rassismus nicht stattfinden darf.
Ein Traum ist es natürlich, dass dies für die gesamte Welt gelten würde.“
Welche negativen Erfahrungen habt Ihr in dem Business gemacht, weil MISCHA female-fronted ist?
Was leider schon öfter vorkam: Auf Festivals habe ich leider oft nicht die Möglichkeit mich unbeobachtet und in Privatsphäre umzuziehen. Ich werde dann öfter aufs Dixi Klo verwiesen. Sind wir mal ehrlich: Seid ihr mal in nem Dixi gewesen und wolltet euch barfuß reinstellen? Ne? Ich auch nicht. Ansonsten haben wir glücklicherweise ein sehr tolerantes und offenes Umfeld.
Und was ist das schönste Kompliment, das MISCHA je bekommen haben?
Das Schönste für uns ist generell, wenn Menschen auf unseren Konzerten tanzen, zuhören und ehrlich ihre Meinungen abgeben.
„Das Schönste für uns ist generell, wenn Menschen auf unseren Konzerten tanzen, zuhören und ehrlich ihre Meinungen abgeben.“
Was erwartet uns von MISCHA 2022 – gibt es schon kleine oder große Pläne?
Es kommen noch paar Songs und Videos raus, da freuen wir uns brutal drauf. Und natürlich hoffen wir, dass geplante Konzerte stattfinden können. Wir sind so heiß und wollen unbedingt unser neues Live-Set zeigen und mit Menschen feiern.
Und jetzt mal ganz easy, um den Kopf nochmal abzuschalten: Gibt es „guilty pleasures“ bei Euch – welche?
Essen: Milchbrötchen. Wenn wir n Wochenende unterwegs sind, werden am Tag locker 3-4 Packungen verhaftet. Musik: Taylor Swift – Lovestory.
Fotocredits: superlifepromo