Edwin Rosen ist irgendwie schon länger auf dem Schirm, rutscht öfter mal durch Playlisten-Shuffles und -radios auf unser Radar. Zeit, den Künstler vorzustellen, denn von Edwin Rosen wird man noch gute Songs hören!
So langsam lichtet sich der Nebel um die Person und die Musik von Edwin Rosen. Was irgendwie überfällig ist, denn die wenigen Songs, die der Anfang 20-Jährige aus Stuttgart ins Netz stellte und nur so halb im Ernst, aber sehr treffend als „neueneuedeutschewelle“ deklarierte, waren so verdammt gut, dass Presse und Fans neugierig mit den Hufen scharrten. Die neue Single „Verschwende deine Zeit“ wird das noch verstärken: Wie schon bei „leichter/kälter“ und „Die Sonne in deinem Zimmer“ ringen in den zweieinhalb Minuten heiß und kalt miteinander. Der Song beginnt mit einem akustischen Gruß aus „Twin Peaks“ , dann stampft ein stoischer EBM-Beat los und während im Hintergrund Synthie-Sägen an der Kopfhaut schaben, streichelt eine Cure-Gitarre das Herz und Edwin Rosen singt mit tiefer, voller Stimme:
„Ich verschwende meine Jugend,
verschwende mein Geld/
Ich verschwende meine Hoffnung
und alles zerfällt/
Ich verschwende meine Zeit/
Ich verschwende meine Zeit mit dir.“
Und bevor hier jemand klugscheißert: Ja, die DAF-Referenz ist auch gewollt. Edwin Rosen hat große Freude im Referenzkarussell, aber es wirkt bei ihm niemals streberhaft. Wer mit dem Musiker spricht, erlebt eher ein blühendes Beispiel, wie Entdeckungsreisen in die Historie der Popkultur das Leben reicher machen können. Wenn man nach der DAF-Zeile fragt, freut er sich. Wenn man ihm sagt, dass er seine wenigen Worte in einem Song so perfekt in Zeilen und Bilder packt, dass man an Grauzone denken muss, fühlt er sich geehrt und erzählt, dass er ein Skateboard hat, auf dem „Marmelade und Himbeereis“ steht – sein Lieblingssong von Grauzone. Das hätte man sich als Musikjournalist nicht besser ausdenken können.
Aber wie kam dieser besondere Sound denn nun zustande, der natürlich historisch aufgeladen ist, aber durch Edwins Spiel eher zeitlos schön wirkt:
„Das hört man vielleicht jetzt nicht mehr so, aber Blink-182 waren eine sehr wichtige Band für mich. Die haben bei mir den Wunsch geweckt, selbst Musik zu machen. Durch ‚All Of This‘ , bei dem Robert Smith singt, habe ich dann zum Beispiel The Cure entdeckt. Außerdem bin ich Skater und habe viele Skater-Videos geschaut, in denen Cure-Songs oder New Order und so genutzt werden.“
So habe sich Edwin Rosen mit viel Neugier und mit Hilfe der Platten seines Vaters schon als Teenager in Punk, Post-Punk, New Wave und „diverse Subgenres des Punk“ hineingegraben.
„Als ich dann begann Musik zu machen, wollte ich unbedingt alles alleine aufnehmen können – das hat die Instrumentierung natürlich sehr beeinflusst.“
Für den finalen Mix half ihm dann sein Freund und Produzent Philip J. Brooks, der ihm von Anfang zur Seite stand. Die präzisen, fast kargen Texte seien dann eher den besagten „diversen Subgenres des Punk“ geschuldet, die ihn sehr inspiriert haben. Die Sprachbilder wiederum speisen sich in Teilen aus seiner Liebe zu Filmen wie „Badlands“ von Terrence Malick, „Eraserhead“ von David Lynch oder „Donnie Darko“ von Richard Kelly – Zitate aus diesen Klassikern findet man auch immer wieder auf Edwins Instagram-Account @bettausrosen, den er ebenfalls mit einer sehr poetischen Bildsprache betreibt.
Man merkt es hoffentlich schon an diesem Text: „Verschwende deine Zeit“ ist ein Motto, das mit Sicherheit nicht gilt, wenn man sich mit diesem Musiker beschäftigt. Eine Debüt-EP ist schon kurz vor der Vollendung – und wenn die kommt, wir es weitere Einblicke geben in die neblig schöne Welt und Kunst des Edwin Rosen.
Für Fans von …
Drangsal, Search Yiu, Isolation Berlin
Fotocredit: Universal Music