Mine durfte nach einem halben Jahr Corona-Pause endlich wieder ein Konzert mit voller Band-Besetzung spielen: Wir möchten Euch Mine live und die Juicy Beats Park Sessions im Westfalenpark Dortmund ans Herz legen. Eine Live–Review.
Mine. Ein Wort. Eine Künstlerin. Eine Band. Unendlich viele Gedanken, Gefühle und grandiose Tracks. Eine Frau, die einen einmal in ihren Bann zieht – und dann nie wieder loslässt. Wenn man Mines aktuelle Platte »Klebstoff« zum ersten Mal hört, dann könnte man meinen, dass es poppiger, vielleicht auch zugänglicher als die beiden Vorgänger geraten ist. Professioneller trifft es wohl am besten. Das Album hat mit »90 Grad« und »Einfach so« gute Pop-Songs, bei denen man gleich weiß, worum es geht und die trotzdem nicht im belanglosen Grundrauschen des musikalischen Zeitgeists untergehen. Aber dann gibt es eben auch Songs wie »Nichts« oder »Schwer bekömmlich«, die etwas von einem wollen, auf die man sich einlassen muss – und genau das ist bei Mine das Stichwort, denn gängiger Radiopop ist hier gar nicht zu finden, auch wenn man zu den meisten Beats gut bouncen und richtig abdancen kann, vor allem live.
So gewagt die Idee auch sein mag, ein Pflicht-Sitzkonzert (leider in Covid19-Zeiten nicht anders möglich – die Maske darf am Platz natürlich abgelegt werden) von Mine zu veranstalten, bei dem man nicht einfach mal so aufspringen kann: Doch der Auftritt bei den Juicy Beats Park Sessions im Westfalenpark Dortmund (an der Stelle, wo normalerweise die große Bühne des Juicy Beats Festivals steht) beweist, dass das gar nicht ganz so schlimm ist, nicht im stickigen Club zu sein – mitwippen, bouncen, mitsingen und die Performance bewundern, das geht alles auch im Sitzen. „Es ist so irre. Ich bin so aufgeregt – ich hab einfach ’n fucking halbes Jahr nicht mehr gespielt. Das ist so krass! Also wir haben zwei Gigs im Trio gespielt, aber das ist das erste Mal, dass wir wieder mit der ganzen Band spielen können!“ , freut sich Mine direkt zu Beginn und stellt immmer wieder voller Liebe und Euphorie ihre Band vor. Sichtlich glücklich, genau die richtigen Menschen gefunden zu haben – nicht nur eine Band, sondern eine kleine Mine-Family, das spürt man non-stop. Jede*r Musiker*in aus Mines Band hat sein Steckenpferd, immer was zu grinsen und vor allem: Alle sind mit absoluter Leidenschaft dabei.
Das Repertoire ist eine bunte Mischung aus Mine-Klassikern und Neuankömmlingen: Von „Erdbeeren ohne Grenzen“ (eigentlich ein Feature aus dem gemeinsamen Album mit Fatoni – heute mit Rap-Einlage der unfassbaren Bassistin Vroni Frisch), einer Ode an die Musikindustrie, bitte unbedingt checken, solltet Ihr den Track noch nicht kennen; oder „Anker“ über „S/W“ bis hin zu „90 Grad“ gibt es alles auf die Ohren. Mine ist sichtlich begeistert, endlich wieder auf der Bühne zu stehen und springt teilweise wie euphorisiert umher – immer mit einem herzlich-ehrlichen Lächeln auf dem Gesicht. Doch auch heute Abend spricht Mine kurz ernste Themen an, wie sie es zum Glück auch oft genug auf ihren Social Media Kanälen tut: „[…] Vor allem hab ich aber Angst um andere Menschen um mich rum, die nicht so priviligiert sein können oder nicht so priviligiert sind wie ich; die ja noch nie von der Polizei jemals angehalten wurde – oder einmal und dann musste ich mal pusten. Und man denkt sich so die ganze Zeit: Wow, das ist echt krass, dass ich damit nie so konfrontiert worden bin und das Glück hatte, so’n chilliges Leben zu führen, wo ich ’ne Wohnung bekomme und nicht abgelehnt werd wegen meines Nachnamens oder so. Ich bin der festen Überzeugung, dass es völliger Bullshit ist, dass es irgendeinen Unterschied macht, was für ’ne Hautfarbe man hat, was für ’ne Sexualität, ob man trans ist oder nicht – ich weiß nicht, ich seh da keinen Unterschied. Ich bin mir sicher, dass es keinen Unterschied gibt. Es ist halt reines Glück eigentlich, wo man reingeboren wird. Und jetzt wollen wir zelebrieren, dass wir alle unterschiedlich sind; denn das ist geil und ich bin mir sicher: Die Menschen, die hier sind, die sind bestimmt auch meiner Meinung. Darum gehts und der Song heißt ‚Katzen‘. “
Mit Stolz dürfen wir sagen, dass Mine mit Band unser erstes Live-Konzert seit dem 08.03.2020 war – und wir können klar sagen, dass uns wahrscheinlich kein*e andere*r Künstler*in lieber gewesen wäre, denn Mine hat alles: Charme, Witz, Ehrlichkeit, Bodenständigkeit, mega Vibes und Lyrics, nachdenkliche Momente, Umsicht. Alles, was einen perfekten Abend ausmacht. Danke auch noch einmal an die Leute der Juicy Beats Park Sessions, die das möglich gemacht haben – ein tolles Sicherheits-/Hygienekonzept, bei dem man sich sicher und dennoch nicht eingesperrt fühlt. Ein rundum perfekter Abend, an dem man das kühle Brinkhoff’s (ja, wir hätten auch lieber Veltins, Astra oder Beck’s gehabt – aber Sponsor ist Sponsor und es schmeckte tatsächlich überraschend gut) in freier und frischer Umgebung genießen kann – der Blick auf das startende Flugzeug am schönnen blauen Himmel (während Mine „Klebstoff“ spielt), ist noch eine schöne Metapher für Freiheit am Rande. Kann das Leben schön sein!
Übrigens: Wir empfehlen einen Besuch der Juicy Beats Park Sessions unbedingt.
Alle Infos & Acts hier – ua. gibt es noch Provinz, Waving The Guns, Die Höchste Eisenbahn etc.
❤ Danke an Kingstar Music / Weinkeller Dortmund / Juicy Beats Park Sessions ❤
Bilder: Christin Söhnchen (Insta: @christbellchen)
Worte & Bilder: Rebecca Bektas (Insta: @iwishilivedinberlin)