Morgen ist der Tag der Tage: Thees Uhlmann veröffentlicht ENDLICH sein neues Album „Junkies & Scientologen“ via Grand Hotel van Cleef.
Okay, das dritte Solo-Album von Thees Uhlmann, Frontmann von Tomte. Es hat lange gedauert, es ist viel passiert. „Junkies & Scientologen“ ist ein Positionslicht, das möglich macht, auch den eigenen Standort wieder näher zu bestimmen.
Wie selten ist es bitte, dass in der heutigen (und hiesigen) Deutsch-Pop-Zeit jemand den Nagel auf den Kopf trifft, mit Worten den Nerv erreicht und intimste Geschichten erzählt als sei es das Leichteste der Welt? Sehr selten, wenn nicht sogar unvorstellbar – Rhythmus UND Lyrik zu kombinieren, ist absolut schwierig und doch schafft es einer, der „fünf Jahre nicht gesungen“ hat mit einem hohen Charme, Humor, Ernsthaftigkeit und Melodien – die Rede ist natürlich von Thees Uhlmann, von dem man jetzt, wo er wieder da ist, sagen kann: Mensch, den Thees und seine Worte, dit haben wir doll vermisst. Spoiler: Thees Uhlmann liefert eine Platte zum Genießen, Nachdenken und Glücklichsein – und das natürlich zum richtigen Zeitpunkt, weil der Mann die Menschen und die ganze Welt um sich herum erstens lange genug beobachtet und bewundert hat und zweitens einfach weiß, was wann und mit welcher Eindringlichkeit raus muss.
Thees Uhlmann ist zurück und steckt irgendwo zwischen Weiterentwicklung und Wiedererkennung: Eine Mischung, die gleichermaßen für Aha- wie Oho-Momente sorgt – nichts ist langweilig, nichts vorausschaubar und doch wird der Uhlmann-Fan sofort zufriedengestellt. Der Opener, der auch als erster Song nach längerer Zeit, das Licht der Welt erblickte, ist simpel wie gelungen: Ein musikalischer Einstieg wie ein Olymp, man fühlt sich in der Extraklasse – und gleichzeitig beschreibt der Track einfach das Leben des Sängers (und irgendwie unser aller Leben!); thematisch also angesiedelt an der Vergänglichkeit, Liebe, Freundschaft, Familie, Alltag, Einsamkeit und Gesellschaft – irgendwie melancholisch und doch sehr lebendig und voller Aufbruch. Verschachtelte Sätze (gerade auch durch die Denkpausen zwischen den Worten) wie „Sie haben neue teure Autos, aber sind kaum in der Lage zu blinken […] Alles fühlt sich an wie aus Versehen einem Fremden zu winken.“ sorgen für Schmunzeln, weil man sich vielleicht metaphorisch ertappt fühlt.
Eine Stimmung, die sich überhaupt durch die ganze Platte zieht: Volle Kraft voraus, keine Stagnation, ein offener Blick gen Welt. Letzterer wurde bereits mit dem Song „Avicii“ bewiesen, der zunächst ironisch klang – doch Thees Uhlmann beobachtet hier die Aufgeschlossenheit gegenüber Kunst. Irgendwie zwischen den Zeilen auch ein Lied über Freiheit, Mut und Hoffnung. Überhaupt scheint Thees Uhlmann auf dieser Scheibe einen Faible für KünstlerInnen zu haben: Neben Avicii gibt es auch Erwähnungen der Scorpions (vielleicht eine indirekte Liebeserklärung), Katy Perry (die zum Label GHvC eingeladen wird) oder Stephen King (er scheint großer Liebhaber zu sein). Viele Bilder, viele Vergleiche, viele Gedanken, viele Worte. Ein Album, mit dem man lächelt (lacht), schmunzelt, weint, denkt, fühlt und gerne ist. Eine Platte zum Liebhaben. Und deshalb sagt man gerne: Vermisst hab ich den Thees Uhlmann echt stark, aber die Geduld hat sich ausgezahlt und wir können uns mindestens fünf Jahre an dieser Liedersammlung erfreuen.
Was Thees Uhlmann kann: Beobachten und jene Beobachtungen in Worte verpacken, die automatisch in Gefühle umgewandelt werden – Thees Uhlmann saugt das Leben und all seine Facetten auf, verwandelt sie in Texte, über die man teilweise zwei- bis dreimal nachdenken muss und die dafür sorgen, dass man seinen eigenen Blick sofort vergrößert und ranzoomen möchte. Zwischen Wohlfühl-Pop gibt es immer wieder uhlmannsche Melancholie, die das Ganze beständig macht und dem Drittwerk eine persönliche Note verleiht; mal laut(er), mal leise(r). Ein Wort, das Linus Volkmann im Pressetext verwendet, beschreibt die Platte vielleicht am besten: Emo-Spektakel.
>> Hier könnt Ihr JUNKIES & SCIENTOLOGEN von Thees Uhlmann hören!
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