HAIYTI verleiht “Montenegro Zero” den revolutionären Vibe! (Album Review)

Veröffentlicht: Januar 8, 2018 in Neuerscheinungen
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Die alten Gewissheiten, sie gelten nicht mehr, die vermeintlichen Grenzen zwischen Straße und Avantgarde, Untergrund und Pop. Haiyti hat sie eingerissen, als Einzelkämpferin im Über-Macho-Geschäft Deutschrap. Nun veröffentlicht sie ihr erstes großes Album “Montenegro Zero”. Eine Rezension.

Montenegro Zero” ist ein gefühltes Debüt, ein Klassiker seines eigenen Genres: zwölf Songs, keine Features, tausend Ideen, ein Vibe. Haiyti nennt es “Gangsta-Pop” – Geschichten von ganz unten mit Melodien für ganz oben. & irgendwie ist Haiyti so wenig Gangsta wie sie Pop ist und so wenig Pop wie Gangsta – und doch ist sie so dermaßen beides, nichts und vor allem alles. Extravaganz, Skurrilität, Revolution.

Ihr Major-Debüt ist schlicht und einfach ein Meisterwerk, das kann man schon so sagen: Wie ein Pfarrer Psalmen aufsagt, rappt sie ihre Zeilen zu fetzigen Tunes her, selbstüberzeugt und selbstironisch wie niemand sonst – da wäre selbst Kanye West ein bisschen neidisch, ichschwör! Bling-Bling-Bling, wo man nur hinhört, fette Beats, überall – “100.000 Fans” ist ein königlicher Einstieg in eine Platte, die auf jeder Ebene funktioniert und in jeder Ecke in der größten Liga ganz vorne steht.

Zu ihrem einzigartigen Sound trifft sie den Nagel in ihren Texten auf den Kopf (“Ich war noch nie im Berghain/ Bitte lass mich da nicht rein/ Ich kenn alle Eure Stories/ Doch glauben kann ich keine (Oh mein Gott)”), jedes Wort sitzt und die Klangnachahmungen sämtlicher negativer Geräusche setzen dem Ganzen noch die Krone auf; so verworrene Töne, auf der gesamten Scheibe, dass Du von kompletter Ruhe in der nächsten Sekunde plötzlich unglaublich nervös wirst, kaum still sitzen und keinen klaren Gedanken fassen kannst. Es sind Titel wie “Kate Moss” , “Mafioso” oder “Monacco” , die aufwühlen, wogegen es “Bahama Mama” , “Serienmodell” oder “Bitches” melodisch ein bisschen sanfter wird, ohne den Funk zu verlieren. Überhaupt lebt dieses Album neben der Textkunst von starken Tönen, die irgendwie alle miteinander verbunden sind, ohne auch nur ansatzweise monoton zu klingen. Mit ein bisschen Soul-Freak-Funk (“American Dream”) verabschiedet Haiyti sich zärtlich von den Hörern. Und zurück bleibt ein Ich-muss-das-bitte-sofort-nochmal-hören-Gefühl!

Haiyti stellt ein Werk zusammen, das das Jahr über kaum zu vergessen sein wird: Autotune-Gesangseinlagen, Handygeräusche, Gewürge, Bling, Gestöhne, Drrrrr, Worte, Melodien, wie man es derzeit nirgendwo findet – zumindest niemals in dieser Form. Das ist das Besondere: Haiytis Platte klingt mindestens genauso famos wie skurril und ist vielleicht das Klügste (“Ein Future-Déjà-Vu/ Ich brauch nich‘ mehr suchen”), was die Szene (welche überhaupt?) seit Langem gesehen hat – man füge noch etwas Pop hinzu; und zack, da ist der revolutionäre Vibe. Mehr braucht es nicht und wenn wir ehrlich sind, ist das eigentlich schon ziemlich viel. Doch wie sagt man so schön: Die Mischung macht’s, Haiyti ist mindestens der Thermomix der Musikwelt. Die erste Lieblingsplatte 2018. Ehrlich: Krasse Scheibe, reinziehen! Meisterwerk, like I said before.

Montenegro Zonevon Haiyti | VÖ 12.01.2018 |
ANHÖREN // Download, CD, Vinyl und Spotify!
AUF TOUR // im Februar/ März >> Tickets!

Fotocredits: Tim Bruening / Universal Music

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