Einfache Lösungen waren nie der Anspruch von I Salute. Dekonstruktion wird bei dem Duo zum Konzept erhoben. Der Noise-Rap-Entwurf der Berlin-Leipzig-Achse bricht immer wieder durch große Indie-Hooks auf. Das Spiel mit dem Bruch zieht sich durch die musikalische Biografie von Sören und Magnus und macht »Her Confidence« – ihren Einstand bei Four Music – zu einem der spannendsten Debütalben im Deutschrap-Kosmos. The Pick präsentiert I Salute auf Tour: Gewinnt Tickets!
In seiner Gegenkultur-Jugend im Hinterland Sachsen-Anhalts wird das Wendekind Sören um die Jahrtausendwende mit Berliner Untergrund-Rap und den Pott-Poeten RAG sozialisiert. Jahrelang tourt er als Sänger der Indie-Band Empty Guns durch die autonomen Zentren des Landes und setzt Rap als Stilmittel ein – don’t call it Crossover. Und das noch bevor Casper mit seinem »XOXO«-Epos die Indie- mit der HipHop-Szene befriedet, und damit auch Sören endgültig zurück auf den Deutschrapfilm bringt. Mit dem Song »You« setzt er 2014 der Band ein letztes Denkmal und begründet das eklektische Rap-Duo I Salute als Hommage. Schönes, buntes Remix-Zeitalter.
Sounddesigner Magnus, ein alter DIY-Kollege, der in der Leipziger Szene als Screamo-Schlagzeuger und Engineer aktiv ist, hat da gerade erst begonnen, sphärische Beats zu produzieren. Angefixt von Cloud-Raps Vater Clams Casino, A$AP Rocky, dem UK-Krawall der Young Fathers und Kanyes Avantgarde-Album »Yeezus«, veröffentlichen die beiden Ende 2014 die EP »To Nothing But You« mit Video-Premieren und lobenden Worten von der JUICE, 16bars, splash!-Mag und Noisey. Der verschroben-melodische Soundentwurf, die assoziativen Reimketten und einzigartige Bildsprache stoßen auch bei Labels auf großes Interesse – und Teilen des schnappatmenden Internet-Publikums vor den Kopf.
Sören hinterfragt als Träumer, Utopist und Lyriker so ziemlich alles. Vor allem sich selbst. »Ich schreibe aus einem generellen Unbehagen heraus. Das ist philosophisches Meckern, verpackt in Zuckerwatte«, beschreibt der Wahlberliner selbst seinen Antrieb. Die Sprache und das bombastisch-verzerrte Soundbild stellt I Salute in eine Reihe mit Rappern wie Muso oder Kumpel Gerard, für dessen neues Album »AAA« Sören und Magnus einen Beat beisteuern. I Salute switchen vom Deutschen ins Englische, von der Mikro- auf die Makroebene. Elitärer Studenten-Rap ist das trotz der Verneigung vor Nietzsche, Kant, Freud und Dali nicht. Auch wenn Sören seine Texte in der Uni-Bibliothek der HU Berlin verschachtelt: Der Fußball-Fan und Nischennerd war noch nie eingeschrieben.
Im Februar 2015 beginnen die Arbeiten an »Her Confidence«, einem beeindruckenden Debütalbum, das eine schöne neue Zitatwelt für Deutschrap eröffnet. Phrasen, Traditionen, Sprache, vor allem aber Erwartungen werden im Reim erstickt, im Sampler zweckentfremdet und zu einem großen Ganzen geformt. Die erste Single »Amanda«, eine erst reservierte Ballade, flirtet mit MGMT- und Memphis-Rap-Referenzen und entblößt sich in ihrer stadiongroßen Hook zu einem der Albumhöhepunkte. Auf großer Deutschlandtour mit der Indie-Rock »Hitmaschine«-Band Leoniden stieß vor allem »Praise« – für Sören: »das poppigste Arrangement, weil wir nur in zwei Parts hin- und herspringen« – auf starkes Feedback. Der Song mit der greifbarsten Botschaft des Albums verarbeitet sehr intensiv einen Seitensprung. »Draw«, die dritte Single, startet als desillusionierte Klangkulisse und blüht in ihrem englischen Refrain auf, bevor Sören im C-Part die Zweifel wieder einholen und alles einzustürzen droht.
Die Gefühlswirrungen und Dynamik der Lo-Fi-/Breitband-Produktionen, die man so noch gar nicht im deutschen Rap gehört hat, die ständigen Ausschläge und Extreme zeigen, dass I Salute vor allem Albumkünstler sind. Da wäre »Peyote«, ein »Zerwürfnis aus Zielgruppe und Konsument«, die Coming-Of-Age-Collage »20something« und die abschließende Outkast-Parabel und Rosa-Parks-Metapher »Godspeed«. Pseudophilosophischen Vorwürfen schiebt Sören direkt einen Riegel vor: »Nur weil ich nicht vor 100 Jahren gelebt hab: Heißt das, dass ich die Welt nicht von außen betrachten kann?« I Salute behaupten ganz sicher nicht, die Antworten zu haben, aber sie stellen die richtigen Fragen. Übrigens: Wer unsere Rezension zur Platte »Her Confidence« lesen mag, der wird hier versorgt.
I Salute „Her Confidence“ Tour 2017:
Support: FARCE
12.09. Berlin Musik & Frieden
13.09. München Sunny Red
14.09. Würzburg Cairo
16.09. Köln MTC
17.09. Hamburg Astra Stube
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Fotocredits: Christoph Eisenmenger