Review: KESHA schlägt mit „Rainbow“ zurück – und wird heimlich zur Superwoman, die die Welt braucht!

Veröffentlicht: August 9, 2017 in Neuerscheinungen
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Mit „Rainbow“ schlägt Kesha (ab sofort übrigens ohne Dollarsymbol im Namen) ein neues musikalisches Kapitel in ihrer Karriere auf. So entstanden die Songs des Longplayers ua. in Zusammenarbeit mit den Eagles Of Death Metal oder Dolly Parton. Eine Review zu einer Platte, die uns am Herzen liegt, weil sie unser Herz berührt.

Kesha meldet sich also zurück, sozusagen über Nacht, völlig unerwartet gibt es auf einmal den unglaublich starken Song „Praying“ , der die Sängerin von einer sehr intimen und zerbrechlichen Seite zeigt – und zwar von der zerbrechlichen Seite, die gleichzeitig aber auch eine starke Seite mit sich bringt; und die sollten die Fans wenige Tage später mit „Woman“ kennenlernen. Eine Ambivalenz, die sicherlich auch tief in der smarten Popikone steckt: Sie lag am Boden, es wurde nach ihr getreten und doch steht sie wieder auf und wird powervoller denn je. Genau dieser Aspekt zieht sich durch ihr neues Album wie ein roter Faden und sie schlägt zurück, ohne ihre Wunden zu verstecken: „I’ve been underestimated my entire life / Don’t let the bastards take you down“ singt sie im countryesken „Bastards“ . Fuck, was für ein starker und aussagekräftiger Opener!

Rainbow“ ist eine Platte, die definitiv reifen musste – gut, dass durch den Rechtsstreit mit Dr Luke eine kreative Zwangspause eingeleitet wurde, in der Kesha sich selbst finden konnte und zwischendurch immer Zeit fand, ihre Gedanken und Gefühle zu verarbeiten – und vor allem, das Ergebnis aufzuschreiben. „Let ‚em Talk“ ist ein unfassbar riesiges Feature mit den Eagles Of Death Metal, die die Omnipräsenz der Sängerin noch einmal untermauern und ihr noch mehr Kraft geben – zur Vorfreude: Mit „Boogie Feet“ gibt es übrigens ein weiteres starkes Eagles-Of-Death-Metal-Feature. Wohoo, denn diese Songs machen einfach nur Laune und lassen einen aufspringen und durch den Raum, den Park, den Bahnhof oder wo auch immer man gerade ist, tanzen – springen! Im Gesamtkonzept besticht „Rainbow“ durch die Antithetik Emotion vs. Power; das Zusammenspiel wird dadurch perfekt, dass eben jene Power durch die vorausgehenden Emotionen entsteht und Kesha mit diesem Werk schnell mal sowohl „Animal“ (2010) als auch „Warrior“ (2012) in den Schatten stellt und gleichzeitig Popstar-Kolleginnen wie Katy Perry und Taylor Swift zusammen überholt, indem sie mit einer wahnsinnigen Stimmgewalt überrascht, große Sounds bietet und Texte hervorbringt, die das Innerste der Seele berühren, weil sie aus ihrer kommen – wie ein Regenbogen, der mit seinen verschiedenen Farben glänzt, glänzt Kesha mit ihren unterschiedlichen Facetten.

Lieder, die zu Tränen rühren und Hymnen, die das Leben bejubeln und an den alten Kesha-Sound erinnern. „Woman“ gilt als Fight-Back-Song gegen Trump (die Worte I’m a motherfucking Woman“ schrie sie aus dem offenen Autofenster, als sie Trumps Pussy-Grabbing-Kommentar hörte), „Hymn“ bejaht das Leben in jeder Situation und ruft dazu auf, niemals aufzuhören, das Leben kennenzulernen und sich immer eines Besseren belehren zu lassen (Hymn for the hymnless“ – ein Lied, das gerade denen Positives zuruft, die nicht der ‚Norm‘ entsprechen – „who we are is no mistake) und auch „Boots“ klingt nach einem ausproduzierten und krassen Dancefloor-Track mit Sprechgesangspart, wogegen sich die 30-Jährige in „Praying“ (geschrieben von Ben Abraham und Ryan Lewis) erfolgreich zurück ins Leben singt und dem Zuhörer Gänsehaut sowie Tränen en masse beschert, ist ihre Stimme hier doch so energetisch wie die Textzeilen. Eine Wahnsinnsnummer, die unseren höchsten Respekt verdient hat! Wer so tief am Boden liegt und mit so viel Willen und Mut wieder aufsteht, ist eine wahre Kämpferin: „After all that you’ve done / I can thank you for what I’ve become“ ! Ein weiterer herzzerreißender Track ist der Titelsong „Rainbow“ , den sie schrieb, als sie in der Reha auf dem Boden saß und verloren schien – spätestens diese Nummer, die sogar mit Orchesterklängen untermauert wird, wird die Gefühlswelt durcheinander bringen und Tränen kullern lassen.

Rainbow“ ist eine Achterbahn der Gefühle und es scheint wirklich, als sei Kesha nun endlich im Leben angekommen: Von der Partymaus zur authentischen Vollblutmusikerin, die 14 absolut makellose Songs hervorbringt. Von Features mit den Eagles Of Death Metal und Dolly Parton („Old Flame (Can’t Hold A Candle To You)“) bis hin zu Emotionsgewalten und Partysongs oder lupenreinen Popsongs („Godzilla“ , „Spaceship“) – eine Frau, die offensichtlich eine zu lange Zeit von den falschen Leuten begleitet wurde und nun durch die richtigen Menschen ihren Platz gefunden hat. Mit den Worten „Nothing is real / And love is everything“ und einem Abflug des Raumschiffes wird man liebevoll aus der ehrlichen und extravaganten Welt der Kesha entlassen. Ein unglaublich schönes und stimmiges Album, mit dem Kesha still und heimlich auf den Thron steigt und zu der Superwoman wird, die die Welt im Moment braucht – Musik war doch schon immer das beste Sprachrohr. Danke! & Chapeau!

Rainbowvon Kesha | VÖ 11.08.2017 |
ANHÖREN // Download, CD & Spotify!

Fotocredits: Olivia Bee

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