Drei Jahre haben sich Sänger und Gitarrist Peter Trevisan, sein Bruder Henrik am Schlagzeug und Bassist Dominik Republik für das Album Zeit genommen. Nach zwei Alben bei einem Majorlabel hat die Band sich nochmal intensiv auf sich selbst konzentriert, um danach umso befreiter die Dinge in Eigenregie anzugehen. Herausgekommen ist eine Platte, die zeigt, wo die Reise für EMMA6 hingeht. Eine Review.
Sie sind älter geworden, aus Jungs wurden Männer, sie sind reif geworden – der Lauf der Zeit, wie das eben so ist. Nicht nur äußerlich (wo man statt Bubi-Faces nun markante Gesichtszüge sieht und statt Sneakers herrenhafte Schuhe), sondern vor allem musikalisch: EMMA6 legen den Fokus auf das Wesentliche, ersetzen Synthies durch Gitarren und nehmen ihr drittes Werk in den holzigen Energiekreis Zuckerhut Studios in Bonn auf – die Titel sind live eingespielt, wurden mit weiteren Elementen geschmückt und obwohl alles wie eine Liebe zum Detail wirkt, hat das Trio sich nicht im Detail verloren. Es klingt alles aus der Intuition und Freiheit heraus, so wie EMMA6 eben schon immer klangen, doch die Produktion (David Maria Trapp) ist rau und die Arrangements (Gitarren, Klavier, Bläser, Streicher, Schlagzeug, Bass) sind in sich stimmig und verleihen jedem Lied eine extrem persönliche Note, sodass jeder Song wie ein persönlicher Brief wirkt.
Peter Trevisan, Henrik Trevisan und Dominik Republik verpacken ihren Charme in eindringlichen Texten und in Musik, die klingt, als sei sie aus dem Bauch heraus entstanden – das wird getragen von Peters einzigartiger Stimme, einer Mischung aus Singen und Erzählen, eben eine ganz eigene Art und Weise, die Gefühle zu transportieren. Ausgerechnet der letzte Titel „Wir waren nie hier“ , der auch als Titeltrack fungiert, wurde nicht von den drei Herren geschrieben, sondern von Florian Sczesny, der seit vielen Jahren ein sehr guter Freund der Band ist – und sie live unterstützt. Und obwohl dieser Titel nur eine Interpretation dieser unglaublichen Band ist, die 2011 mit Wir Sind Helden auf Tour war, ist er doch wirklich ein würdiger Namensgeber, denn er fasst musikalisch das gesamte Repertoire des Drittlings zusammen, das sehr groß ist und womit EMMA6 sich selbst eine hohe Messlatte setzen – definitiv ihre persönlichste, reifste und beste Platte.
Viele Fragen hat das in Köln lebende Trio noch immer, wie auf dem Feelgood-Song „10 Jahre“ zu hören ist. Feelgood ist überhaupt das Stichwort der Platte: Die Herren fühlen sich wohl mit dem, was sie tun, das hört man in jedem Ton und in jeder Silbe – sie haben sich losgerissen und komplett auf sich allein gestellt, veröffentlichen das Album nicht bei Universal Music, sondern bei dem kleinen (aber sehr feinen!) Hamburger Label ferryhouse. EMMA6 sind gereist, haben ausprobiert und sind letzten Endes wieder daheim angekommen, denn jeder Weg führt sie zurück – in „Das Haus mit dem Basketballkorb“ . Aus dem ganzen Einheitsbrei, der sich in den deutschen Charts herumtreibt, sticht diese – man möchte fast DIY Band sagen – Truppe heraus. Neben Feelgood gibt es auch großartige Coming-of-Age-Nummern wie „Elefant“ oder „Lichtungen“ , bei denen die Band ihre lyrische Gereiftheit unter Beweis stellt, auf eine absolut clevere Weise, denn die Dramaturgie geht komplett auf und die Texte sind so bewegend und gewaltig, dass nur noch die Musik dazu fehlt und schon rührt ein simpler Song zu Tränen und fordert den aufmerksamen Hörer zum Nachdenken auf. Sätze wie „Und dass wir das hier mal vermissen/ können wir noch nicht wissen“ werden im Nu zu purer Poesie der Neuzeit. Die emotionalste aller Liebesklärungen liefern EMMA6 mit „Pokale“ , ein Lied, das den Kloß im Hals festsetzt und die Gänsehautpöckchen in die Höhe wachsen und mit einem Dubstep-Einschub kurz innehalten lässt. Ganz großes Kino.
„Regen“ beweist mit cleveren Umkehrungen wie beispielsweise „Wo bleibt der Sturm nach der Ruhe?“ oder logischen Schlussfolgerungen („Du willst nie, was Du hast/darum kriegst Du nie, was Du willst“) noch einmal, wie clever EMMA6 mittlerweile mit Worten umgehen – nicht, dass sie nicht schon immer sehr gute Wortspiele erschaffen konnten, doch diese Platte bringt es schlicht und einfach auf den Punkt, wie auch bereits mit den vorab erschienenen Songs „Lemminge“ (der noch am ehesten nach den ersten beiden Alben klang), „Das Haus mit dem Basketballkorb“ und zuletzt „Kapitulieren“. EMMA6 sorgen für Ohrwürmer mit Gefühl und das nur dadurch, dass sie ihr Bauchgefühl auf ihre klugen Köpfe treffen lassen – und auch wenn sie meinen, „Und wenn ich eins ganz sicher weiß/ wir werden nie/ ganz sicher sein“ , sind wir uns ganz sicher: EMMA6 heben sich ab von den ganzen Deutschpopchartsklatschköpfen und überlassen ihr Baby „Wir waren nie hier“ der Musikwelt, die dankbar dafür ist, dass sie eben doch hier waren, denn ihre Emotionalität und ihr Bezug zu den Texten ist in der deutschsprachigen Musikwelt einzigartig. Die Ernsthaftigkeit steht ihnen nicht nur ins Gesicht geschrieben, die hört man ihnen auch absolut an – und so weiß man schnell, wohin die Reise für die Band noch gehen wird und dass sie noch lange nicht beendet ist. 100% empfehlenswert!
“Wir waren nie hier“ von EMMA6 | VÖ 03.03.2017 | als Download, CD, Vinyl oder Spotify!
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