Die Geschichte von Blossoms, einer fünfköpfigen Band aus dem nordenglischen Stockport, beginnt irgendwo zwischen „Nemesis“ und „Oblivion“, dem Gestank von Frittenfett und der euphorisch-panischen Geräuschkulisse von Alton Towers, dem wohl bekanntesten Freizeitpark Großbritanniens. Wir schreiben das Jahr 2006 und zwei 12-Jährige, Tom Ogden und Joe Donovan, kommen nur deshalb ins Gespräch, weil sie die einzigen beiden Jungs auf einem Schulausflug sind – ihre Belohnung für keine einzige Fehlstunde im besagten Schuljahr. Wir haben das Briten-Debüt gehört – und ihr solltet es auch tun!
Knapp zehn Jahre später ist Ogden der Sänger und Donovan der Schlagzeuger derjenigen Band, die aktuell für so viel Furore sorgt wie kaum ein anderer Gitarrenact aus dem Großraum Manchester in den letzten Jahren. Von etlichen Kritikern wurden Blossoms bereits gefeiert und dabei mit so unterschiedlichen Bands wie den Arctic Monkeys, Depeche Mode oder auch The Doors verglichen – was irgendwie auch zu ihrem wilden Mix aus Psychedelic-Rock, Synth-Pop und Indie-Rock passt.
Im Februar veröffentlichten Blossoms ihre EP „At Most A Kiss“, die neben der Hit-Single noch drei weitere Schmuckstücke aufweist. Für die Fans eine Verkürzung der Wartezeit auf das Debüt-Album „Blossoms“, welches nun endlich via EMI / Universal Music veröffentlicht wird, für die Kritiker ein ‚Oho, diese Band muss definitiv auf unsere Artist-to-watch-Liste‚. Mit Listen kennt die Band sich ohnehin aus, wurden sie doch – nach Jack Garratt, Alessia Cara und NAO – Vierter beim ‚BBC Sound Of 2016‚ , DER Liste für Musikliebhaber – sie ließen ebenfalls viel versprechende Künstler wie beispielsweise Frances, Dua Lipa, Mabel oder Izzy Biu locker hinter sich. Wenn man sich „Blossoms“ anhört, schwebt man im siebten Himmel, weil die Symbiose aus Psychedelic, Synth, Indie so gut und unbemerkt zwischen den Tönen geschieht, dass wir im Endeffekt lückenlos perfekte und fantastische Pop-Songs zu hören bekommen!
Sicherlich war „At Most A Kiss“ als ‚perfect pop-tune‘ schon ein Richtungsweiser, doch dass noch mehr positive Überraschungen auf dem Gesamtwerk lauern, damit konnte ja niemand rechnen. Doch hier gibt sich die Crème de la Crème an Songs wirklich die Türklinke in die Hand – von Track zu Track. Nach dem Opener „Charlemagne“, der auch als aktuelle Single fungiert und ein tolles Musikvideo verpasst bekommen hat, kommt eben das allseits hoffentlich gut bekannte „At Most A Kiss“, welches von einem träumerischen „Getaway“ abgelöst wird – ein Song, dessen Melodie das Gefühl vermittelt, man befinde sich auf einer komplett leeren Straße mitten in einem abgelegenen Ort Nähe Manchester, und zwar mitten in der Nacht, vollkommen allein und hilflos. „Getaway“ ist ein Song für die Ewigkeit, zeitlos und perfekt. Großartiger Pop sorgt auch mal für Gänsehaut und so liefert das Quintett mit „Onto Her Bed“ eine schlichte Ballade, bei der einzig die Stimme in den Fokus gerückt wird. Typisch britisch klingt jedoch „Texia“, das zuweilen sogar wirklich an eine perfekt inszenierte Placebo-Coldplay-TheSmiths-DepecheMode-Kollision erinnert und auch gut auf einem Soundtrack einer mystischen Serie zu finden sein könnte. Auch „Blown Rose“ bleibt diesem Ton treu und nimmt noch ein bisschen der 80er-Romantik von The Doors an.
In einer Zeit, in der DJs und Plastik-Pop traurigerweise noch immer die Airplay-Charts (vor allem die!) regieren, ist die Musik von Blossoms ein wahres und rares Geschenk. Von vorne bis hinten und auch rückwärts oder wahlweise auch mittendrin eingeschaltet ist „Blossoms“ eine wahre Wonne und eine absolute Bereicherung für eine gut sortierte Playlist. Wer nach einem Anspieltipp sucht, sollte einfach einen beliebigen Song anmachen, denn die Blossoms-Attitüde ist in jedem einzelnen Track zu entdecken. „My Favourite Room“, „Getaway“ und „Smashed Pianos“ geben womöglich einen Eindruck für die Vielfältigkeit einer jungen und definitiv aufstrebenden Band, die sowohl durch ihre Musik und gleichermaßen auch mit ihren Lyrics überzeugt.
“Blossoms“ von Blossoms | VÖ 05.08.2016 | als Download und CD!