Die fünfköpfige Band Lucius aus Brooklyn, bestehend aus den Sängerinnen Jess Wolfe und Holly Laessig sowie Multiinstrumentalisten Andrew Burri, Peter Lalish und Dan Molad haben nach der Veröffentlichung ihres Debüt-Albums “Wildewoman” (2013) weltweit mit ihren Liveshows begeistert und im Sommer auf Festivals wie Reading and Leeds, Bonnaroo, End Of the Road, Lollapalooza, Pukkelpop und Rock En Seine gespielt. Nun folgt mit “Good Grief” eine neue Platte, die wir euch in unserer Rezension vorstellen möchten.
Fragte man sich vor wenigen Jahren noch ‘Wo sind all die guten Indie-Bands?‘, wird man nun höchstwahrscheinlich mit Antworten überschüttet. Widmen wir uns also einem Album einer Band, die sich nicht so recht in das Indie-Genre pressen lassen will. Viel zu zauberhaft entwickeln sie grandiose Melodien, als dass man das einfach als simples Indie-Zeug abstempeln könnte. Das beste Beispiel auf der neuen Platte „Good Grief“ ist sofort der Opener „Madness“, mit dem die Band sofort eine krasse Geschichte erzählt, die von den Stimmen von Holly und Jess behütet wird. Natürlich ist das für einen ersten Song schwere Kost, aber dafür sind Lucius wohl bekannt und dafür werden sie geliebt.
Es ist nicht immer alles fröhlich, wie auch die Musik und die Texte der Formation wieder einmal zeigen. Die melodiöse Abwechslung ist ein Ritterschlag – das unter einen Hut beziehungsweise auf eine Platte (mit 11 Songs) zu bekommen, ist meisterhaft. „Something About You“ war den Fans schon längst als eine der Singles bekannt, sodass diese zu dieser Nummer schon eine Weile abtanzen konnten. Vollkommen ausgeglichen wird es wieder, wenn Nummer Drei beginnt und „What We Have (To Change)“ alles mit sich bringt, wofür Lucius stehen: großartig harmonierende Stimmen, donnernde Gitarren, gute Texte, viel Abwechslung, perfekt melodiös, Vereinigung der Adjektive ‚tanzbar‘ und ‚träumerisch‘. Runtergefahren wird der Sound auf „My Heart Got Caught On Your Sleeve“, einem Titel, der Wert auf die Emotionen legt und insbesondere die traumhaften Stimmen der Sängerinnen in den Vordergrund rückt. Eine große Ballade! Wer Lucius schon länger kennt, wird insbesondere die Tracks „Almost Makes Me Wish For Rain“, „Gone Insane“, „Truce“ und „Almighty Gosh“ feiern und lieben. Hier ist der Lucius-Sound unverkennbar wiederzufinden, der zwar nie weg war, durch die Vielfältig des restlichen Albums aber ein wenig in den Hintergrund gerückt ist. Einen Abstecher in die Vergangenheit liefert die Band mit der ersten Single „Born Again Teen“ auch – nicht nur musikalisch bewegen sie sich hier in den 60ern, sondern auch textlich geht es hier in die Jugend zurück. Absolut tanzbar, großartig und 100% Energie!
Beim Hören des Gesamtwerks wird klar: „Born Again Teen“ war die richtige Wahl für die erste Single, denn der Song überzeugt und ist ein Spiegelbild von „Good Grief“, das mit „Dusty Tales“ verzwickt und gleichermaßen phänomenal endet und eine Vorschau auf die neue Platte sein könnte. Lucius haben „Wildewoman“ einen großartigen Nachfolger beschert und beweisen einmal mehr, dass sie einzigartige Musik machen. Was das nun ist und ob man es zu Indie oder Pop zählen soll, ist noch nicht ganz klar – es ist jedenfalls 100% Lucius und das ist neben dem ganzen Radioeinheitsbrei heutzutage ein absolutes Kompliment.
“Good Grief“ von Lucius | VÖ 11.03.2016 | als Download, CD und Vinyl!