Ein 23-Jähriger, der wie der Teenage Bob Dylan aussieht. Teilzeit-Zimmermann, besessen von der Geschichte des amerikanischen Rock’n’Roll, der sich durch trockene Poesie und Country-Wurzeln auszudrücken versucht. In Fraser A. Gormans musikalischer Welt nehmen aufrichtige Balladen eine deutlich komische Wendung, ein sinnliches Rhodes-Piano macht es sich neben einer herzzerreißend gezupften Gitarre und einem nonchalanten Croon bequem. Einflüsse wie die Flying Burrito Brothers und Bill Callahan werden mühelos in ein eigenwilliges Ganzes assimiliert. Eine Rezension.
Schaut man sich ein Foto von Fraser A. Gorman an und hört parallel dazu seine Musik, nehmen wir als Beispiel mal den Albumopener „Big Old World„, passt das vielleicht erst einmal nicht ganz zusammen: Frasers Blicke und Haltung sehen aus wie die eines waschechten Rock’n’Roller aus Memphis, Tennessee – die Songs hingegen klingen nach einer Mischung aus Country, Blues und Folk. Macht ja nichts, denn mit seiner Rock’n’Roll-Attitüde, die unterschwellig auch in der Musik zu hören ist, verleiht der smarte Singer/Songwriter seinem Countryfolk eine ziemlich eigene Note.
„Slow Gum“ präsentiert viele persönliche und doch auch sicher fiktionale Geschichten. Wie das eben so ist. Alle Titel werden von Gormans teilweise gelangweilter Stimme begleitet, die dem Album aber eine grundlegende Authenzität verleiht. „Book Of Love“ ist das beste Beispiel: Hier reiht der in Melbourne lebende Sänger ein paar trockene Reime aneinander, unterlegt das musikalisch mit echtem Country-Sound und erzählt „And now you’re moving to New York, but that’s okay […] I can visit you one day“ – natürlich vollkommen unmotiviert und fast schon lustlos. Auf irgendeine unerklärliche Weise wirkt das sehr charmant! Und die Melodien sind einfach ansteckend, da kann man sagen, was man möchte.
Wer hofft, dass das Genöle besser wird, der wird bitter enttäuscht. Denn auch „Mystic Mile“ oder „Dark Eyes“ kommen stimmlich antriebslos daher, da helfen auch die zugewonnenen Instrumente nicht viel – obwohl die klar gespielte Mundharmonika, die den letzten Track „Blossom & Snow“ eröffnet, zwischendurch begleitet und beendet, hervorzuheben ist, wie auch der Fakt, dass Fraser die Zeilen dieses Herz brechenden Songs, der von dem Besuch am Grab seines Vaters handelt, ganz klar und überhaupt nicht nölig Preis gibt, obwohl man zwischendurch hört, dass hier während der Aufnahme Tränen kullerten.
Was für den einen also echt langweilige Songs sind, sind für den anderen musikalische Leckerbissen. Und wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat (falls man es denn überhaupt musste), dann lauscht man Fraser A. Gormans Debüt wirklich gerne und plötzlich wirken 36 Minuten (10 Titel) Gesamtspielzeit viel zu kurz – insbesondere in einer lauwarmen Sommernacht oder auch schon im nächsten Morgengrauen. Vielleicht aber auch bei einer Autofahrt oder gar beim Einschlummern. Auf keinen Fall aber bei einer Gartenparty. Höchstens danach, mit einem Glas Wein, zu zweit, zum Ausklang eines gemütlichen Abends.
“Slow Gum“ von Fraser A. Gorman | VÖ 26.06.15 | als Download, CD und Vinyl!