Die vierköpfige Band aus Hamburg veröffentlicht am 29. Mai ihre Debütplatte „Zweite Luft“ auf dem Hamburger Liebhaberlabel My Favourite Chords. Yachten spielen ihren deutschsprachigen Punkrock oft mit kleinen Screamo-Einflüssen, meist eine Spur rauer als manch andere Bands, und textlich oft weniger kryptisch, dafür aber nicht weniger pointiert. Eine Rezension.
Nachdem die Herren von Vierkanttretlager kürzlich erst mit ihrem lyricstarken Album „Krieg & Krieg“ die Kritiker überzeugten, dürften diese nun schon sehr gespannt auf das Debüt von Yachten warten, das am 29. Mai endlich erscheint, die noch einen drauflegen: Denn Yachten machen Punk, echten Punkrock. Das ist wichtig zu betonen in einer Zeit, in der es nur noch Pseudopunks gibt, die meinen, ein bisschen Geschrei und halbwegs politische Texte seien Punk. Yachten untermauern ihre Standhaftigkeit mit Screamo-Elementen und lassen ihrer Luft freien Lauf. „Zweite Luft“ heißt das Ganze und der Opener „Berg“ heizt richtig ein.
Yachten strotzen nur so vor Emotionen, die sie in die Welt rausschreien möchten – und es glücklicherweise endlich tun! Es gibt Lieder wie „Atlas„, die eine ungemeine Spannung aufbauen und nicht enttäuschen, sondern im Endeffekt auf ihrem eigenen Höhepunkt landen und auf den Punkt enden. Was für die ein oder andere Oma vielleicht nach unmelodischem Geschrei klingen mag, ist für uns – und da wiederholen wir uns gerne – der wahre Punk, und zwar auf den Punkt, insbesondere beispielsweise mit den Megatracks „Souterrain“ oder „Kantensicht„. Es sind insbesondere auch die alltäglichen Themen, die die junge Hamburger Band gekonnt mit den richtigen Worten begutachtet, durch das ‚emotional screaming‘ intensiviert und mit den knackigen und lauten Melodien festigt – insbesondere auf unserem Anspieltipp „Kantensicht„, ein Lied über den Tod und das (Nicht-)Vergessen. Gerade durch diese Kombination wird man Yachten eben auch so schnell nicht vergessen!
Knapp über 31 Minuten (9 Songs) ist die CD lang, was bedeutet, dass das Album knapp an einer EP vorbeiging. Nichtsdestotrotz hat die Platte alles, was ein kantiges Debüt braucht – Songs, die bewegen und die im Gedächtnis bleiben. „Worte, das sind nur Worte„, sagt Frontmann Fabian auf dem letzten Track „Vom Laufen„, der in einem unverständlichen Kampf endet und zwischendurch die Worte „Sei still“ leise ertönen lässt. Es sind jedoch nicht einfach nur Worte, es ist definitiv ein großartiges Album, das dem deutschen Punkrock endlich wieder Charme verleiht. „Jetzt komm‘ und sieh unseren Weltuntergang […] nimm meine Hand, nimm meine Hand“ sind die letzten Worte der Scheibe, die durch ein schwer musikalisches Outro beendet wird – doch ehrlich gesagt sehen wir einen Aufgang, eine Rettung.
“Zweite Luft“ von Yachten | VÖ 29.05.15 | als Download, CD und Vinyl!