Singer/Songwriter gibt es wie Sand am Meer, und jede Welle scheint neue Artgenossen ihrer Spezies an Land zu spülen! Gefühlvolle Texte, inspiriert mal von verliebten, mal von gebrochenen Herzen, Akustikgitarren und jugendliche Leichtigkeit. So ist nicht nur das Angebot groß, sondern auch die Konkurrenz – und die populären Plätze sind längst besetzt – doch mit nur einem Song hat der 25-jährige Berliner Philipp Dittberner es binnen weniger Tage in unzählig viele Ohren und Herzen geschafft. Wir schweben auf „Wolke 4“ und sprachen mit dem jungen Talent. Lest hier unser Interview.
»Wolke 4«, Dittberners erster Hit, war also bereits vor dem ersten Handschlag der beiden Musiker geschrieben. Und wenn man dem melancholischen Stück folgt, das so friedlich und unschuldig klingt und gleichzeitig so vielen Menschen Identifikation bietet, sieht man das Szenario fast bildhaft vor sich: Philipp sitzt mit seiner geliebten Akustikgitarre auf einem Hocker, seine Stimme sprüht ein buntes Leben in den Raum, der Saal ist bis auf ihn ganz still. Kein Wunder, dass alle mehr davon wollen! Gut, dass Philipp seit Anfang des Jahres im Studio ist. Im Festivalsommer wird er nun auch größere Bühnen namhafter Festivals bespielen, bereits im Herbst folgt eine Tour mit kompletter Band.
Vielleicht stellst Du Dich noch einmal vor – Du warst ja sozusagen „auf einmal“ da mit Deinem Song Wolke 4 – wo warst Du denn vorher und was hast Du vorher so gemacht?
Also, ich habe immer Musik gemacht, das war immer die große Liebe, die neben mir noch mit existiert hat. Normalerweise hatte ich angestrebt, Medizin zu studieren, hab‘ dann aber zum Glück keinen Platz bekommen und dann erstmal eine Ausbildung gemacht – ich bin ausgebildeter Physiotherapeut und habe ein halbes Jahr gearbeitet, bevor es dann mit der Musik losging.
Also hast Du ja vorher doch schon eine ganz andere berufliche Richtung eingeschlagen…
Genau, aber ich hab‘ dann nicht gesagt „Ok, jetzt nehm‘ ich die Gitarre in die Hand“, sondern seit ich 14 war, hat mich die Musik immer begleitet; eigentlich mein ganzes Leben lang schon.
Wie würdest Du selbst Deine Musik einem Gehörlosen beschreiben?
Das ist glaube ich eine ganz, ganz schwierige Frage. Ich versuche halt sehr textorientiert Lieder zu schreiben. Das ist mir immer ganz wichtig, dass es irgendwo eine Message hat und wenn ich beispielsweise jetzt daran denke, wie ich meine Lieder schreibe, geht es immer darum, dass da etwas dahinter ist. Dass da jemand authentisch da saß und sich darüber Gedanken gemacht hat. Ich glaube, deswegen hat es ja jetzt z.B. auch mit „Wolke 4“ einen ganz guten Erfolg, weil sehr viele Leute sich da rein versetzen können und sagen können „Ja, das stimmt so, wie es ausgedrückt wird“.
Du hast ja bisher „nur“ die EP veröffentlicht, wieso hast Du bzw. Du und Dein Team sich dazu entschlossen, erstmal nur eine EP zu veröffentlichen und nicht direkt ein ganzes Album?
Die Situation ist halt einfach die, dass wir erstmal was Kleines haben wollten, was wir den Leuten geben konnten. Etwas Exklusives, Limitiertes – es gibt halt nur 2.000 Stück von dieser „Verlaufen“-EP – ich mag das, wenn es sich so langsam aufbaut. Ich hab‘ mir auch ein Label gesucht, das etwas anders arbeitet als die großen. Trotzdem haben wir sofort diesen Erfolg. Ich hatte diese Tour geplant, ich meine, ich hab‘ jetzt in den letzten 2-3 Monaten 25 Shows gespielt, und das mit „Wolke 4“ war ja ein Versuch, ein Projekt einfach mal auszuprobieren, auch wie es im Radio läuft. Dass es natürlich so durch die Decke geht und dann jede Stadt ausverkauft ist, wir aber noch kein Album haben, das war vorher ja nicht abzusehen. Und dann haben wir halt gesagt „Was machen wir, was können wir machen, was können wir jetzt in 2 Wochen, bevor wir auf Tour gehen noch schaffen?“. Und da war die Möglichkeit, einfach zu sagen „Okay, 4 Leute, 1 Cello, 2 Gitarren und 1 Pianist zusammen setzen und von morgens bis abends noch eine Akustik-EP auf die Beine bekommen“; sodass man irgendwas hat, was dann auch schön ist – ich hätte nie im Leben diese EP aufgenommen bzw. mitgenommen, wenn ich damit unzufrieden gewesen wäre. Es war einfach auch nochmal ein Versuch und das haben wir dann halt gemacht. Das Album… da will ich auch nichts überstürzen, weil das ist mein erstes Album. Ich möchte mir da Zeit lassen und möchte das rausgeben – natürlich kann ich mir da jetzt nich noch 2 1/2 Jahre Zeit lassen – wenn es perfekt für mich ist. So, dass es dann letztendlich abgesegnet in den Läden stehen kann.
So kannst Du die Eindrücke, die Du ja in letzter Zeit gewonnen hast, vielleicht auch noch mit einfließen lassen …?
Genau, ja. Ich habe jetzt beispielsweise auch in den letzten zwei Monaten drei neue Stücke geschrieben, von denen ich sage „Okay, die müssen einfach mit auf die Platte drauf“, weil es halt einfach ein frischer Stoff ist.
Also lieber alles etwas reifen lassen und nicht so nach dem Motto „Ich hau‘ jetzt direkt ein Album raus, wo es grad so gut läuft“, was ja viele andere vielleicht so machen würden.
Ja, es haben auch viele gesagt,“Du bist verrückt, wenn du jetzt ein Album hättest, du würdest so wahnsinnig viele Platten verkaufen“. Ich muss sagen, darum geht’s mir ja jetzt auch nicht so wirklich. Ich habe so viele Menschen kennengelernt jetzt in den letzten Wochen und Monaten und bin einfach glücklich, dass ich da gelandet bin, wo ich gelandet bin. Ich weiß halt, dass, wie wir das gerade planen und umsetzen, es kein Flop wird. Natürlich wollen wir das Album fertig bekommen, aber vielleicht kommt ja erst eine neue Single, die auch gut ist, und dann kommt das Album. Das wird dann auch nochmal was anderes (als „Wolke 4“). Ich mache dann was Eigenes, also ich mache kein Album mit Marv (dem DJ), sondern ich mache eine Solo-Pop-Platte. Nur von mir.
Im Prinzip so, wie die EP, nur etwas weniger akustisch!
Ja genau, durchaus aus-produzierter.
Welche Deiner eigenen Songs geht Dir persönlich denn besonders nah? Hast Du da einen Favoriten, oder kann man das gar nicht so genau sagen?
Das kann man glaube ich nicht sagen, weil man die ja alle aus einer bestimmten Gefühlslage heraus geschrieben hat. Ich merke, dass man sich an manchen Tagen und bei manchen Konzerten, dem ein oder anderen Song mehr verbunden fühlt. Weil man an dem Tag dann vielleicht nah an der Gefühlslage ist, in der man den Song geschrieben hat. Ich mag sie alle gerne. Es gibt natürlich unterschiedliche Songs, wo du so sagst „Wow, das ist gut, was ich heute gemacht hab, das wird ein cooler Song“, und dann hörst du ihn dir zwei Tage danach nochmal an, hast ihn aufgenommen und denkst „Oh Gott, geht gar nicht“. Das gibt’s halt auch.
Von welchen Künstler wirst Du musikalisch inspiriert?
Ich finde das immer ganz schwierig, von „Idolen“ zu sprechen. Ich habe keinen Künstler, den ich da so richtig vergöttere. Aus deutscher Sicht – das ist schon irgendwie witzig, dass ich da jetzt auch gelandet bin – aber ich habe früher durch meine Eltern zum Beispiel auch Grönemeyer gehört. Zum anderen finde ich, wir haben in Deutschland so eine wahnsinnige Vielfalt an Singer/Songwritern, die vielleicht auch etwas unbekannter sind, aber super Texte schreiben. Ich höre eigentlich alles gerne. Wenn es gut gemacht ist. Von Hip Hop bis hin zu Singer/Songwritern oder den Sachen, die grad im Radio laufen. Es muss halt irgendwas haben, was mich „greift“. Ob das jetzt textlich stark ist oder eine gewisse Eigenheit hat. Das mag ich, dass es sich heraus kristallisiert, dass es jemand ist, wo du schon bei den ersten Tönen sagst „Ach, das ist der“. Wie zum Beispiel bei Bosse. Weil er seinen Stil gefunden hat. Das ist immer klasse, wenn man das schafft, das musikalisch so umzusetzen.
Hast Du momentan denn ein Lieblingsalbum?
Ja, tatsächlich von Bosse „Wartesaal“. Das habe ich rauf und runter gehört in der letzten Zeit. Und von Bon Iver „For Emma, Forever Ago“. Super Album, das ist auch sehr, sehr gut!
Welches Konzert hast Du denn zuletzt als Zuschauer besucht?
Jetzt muss ich überlegen. Das ist ganz schwierig, weil ich ja zuletzt auch so viel selbst gespielt habe, dass ich Konzerte aus einer ganz anderen Sicht sehe. Hättest du mal morgen gefragt, ich gehe heute Abend zu Grönemeyer (lacht).
Du hast ja mal „Traum“ von Cro für 1Live gecovert – gibt’s da noch Pläne, andere Songs, die Du magst, zu covern und in deine eigene Version zu verwandeln – oder war das eher einmalig?
Das war so, dass 1Live sich gemeldet hat und die gesagt haben, dass sie gerne noch einen Cover-Song von mir hätten; einen aktuellen Cover-Song, von dem, was man halt aktuell kennt und was im Radio läuft. Ich bin jetzt nicht so Radio affin, ich weiß also nicht so wirklich, was gerade läuft. Ich meine, du kannst jetzt nicht so gut Robin Schulz mit der Akustikgitarre covern. Ich hatte immer Lust, wenn man sowas macht, etwas zu machen, was dann so wirklich anders ist im Gegensatz zum Original. Ich hätte jetzt nicht einen anderen Singer/Songwriter covern wollen. Das wäre nicht so cool geworden. Deswegen habe ich mir einen Song genommen wo ich dachte „Okay, das ist so richtig happy in dem Style“, das versuche ich dann mal aus meiner Sicht darzustellen, wie ich das so spielen würde. Das ist ganz gut angekommen. Dann wollten alle anderen Radiostationen auch, dass ich das spiele (lacht). Aber den Plan, mehr Cover rauszuhauen, habe ich jetzt nicht. Vielleicht mal, wenn ich mal wieder bei 1Live bin und sie sagen „Spiel‘ mal wieder eine Session“, dann mache ich das gerne. Aber momentan ist da nichts geplant.
Du gehst ja im Herbst auf große Tour mit der Band. Auf was freust Du Dich denn da am meisten, wenn Du als „Headliner“ auf Tour gehst?
Ich freue mich jetzt, bevor der Herbst kommt, erstmal auf den Sommer. Weil wir da jedes Wochenende ein Festival spielen, auch schon mit der Band. Da sind wir dann für den Herbst gut eingespielt. Ich bin gespannt, wie es läuft und wie es weiter geht. Für mich war die letzte Tour schon utopisch, wenn da, wie in Essen, 400 Leute stehen und wir sitzen da, 2 Typen mit Gitarre, und spielen denen unsere Songs vor. Jede Stadt war ausverkauft. Und jetzt kommen wir nochmal mit Band wieder. Ich kann mir gar nicht vorstellen, was dann da im Oktober/November so abgehen wird, weil es ist dann schon was anderes ob man z.B. in Berlin vor 300 Leuten oder vor 700 Leuten spielt. Aber ich bin gespannt..!
Hast Du denn schon eine Vorstellung, wen Du als Support mit auf Tour nehmen wirst oder ist das alles noch in Planung?
Das ist ja immer so eine Sache. Ich habe da natürlich ein Mitspracherecht und hatte ja jetzt auch schon ein paar Supports, die dann vor mir gespielt haben. Ich kann es jetzt noch gar nicht sagen. Vielleicht begegne ich noch jemandem, bei dem ich sage „Das ist cool, was der macht, der soll mitkommen!“. Ich meine, Julian (Julian LePlay) ist damals über das Management auf mich gekommen. Julian hatte ganz lange keinen Support, weil er keinen richtig gut fand. Umso mehr habe ich mich dann geehrt gefühlt, als er mich dann mitgenommen hat. Man muss es halt einfach sehen. Es ist natürlich auch immer wichtig, dass es menschlich auch passt, wenn man zusammen auf Tour ist. Das ist nicht immer einfach. Mal schauen, ich weiß es nicht. Den Support, den ich in Greifswald hatte, habe ich für Berlin auch nochmal angefragt und der hat dann auch dort nochmal vor 300 Leuten gespielt und sich wahnsinnig gefreut. Das passt schon alles. Ist ja noch einen Moment Zeit, aber ich bekommen jeden Tag 2 Emails von Leuten, die bei mir als Support spielen wollen. (lacht)

Im Herbst geht der Durchstarter wieder mit seiner Band auf Tour – Tickets gibt’s an allen bekannten VVK-Stellen!
Was sind Deine musikalischen Ziele, hast Du da noch etwas Spezielles von dem Du sagst „Das möchte ich unbedingt noch erreichen“?
Ich glaube, so richtig realisieren, was wir bisher schon erreicht haben, kann ich gerade gar nicht. Es ist ja nicht so, dass ich schon seit fünf Jahren diese Musikkarriere habe und jetzt endlich den Durchbruch geschafft habe, sondern es ist aus der Masse an Angeboten eine Selektion gekommen, wo wir erkannt haben „Wir haben doch etwas gemacht, was sehr gefragt ist grade und alle bemühen sich darum, dann muss es schon was Gutes sein, wir sollten mal anfangen, daran zu arbeiten“. Jetzt ist Wolke 4 seit neun oder zehn Wochen in den Top 10 und in den Radiocharts auch immer noch weit oben… das ist schon utopisch für mich. Denn ich habe nicht mit 5 Top-Produzenten hier gesessen und gesagt „Wir suchen den Sound für 2015“, sondern ich habe zu Hause allein in meiner 1-Zimmer-Bude gesessen und mit Marvin geskyped, und wir haben uns die Spuren hin und her geschickt und eingespielt. Da bin ich auch sehr, sehr stolz drauf. Wenn man das qualitativ so hinbekommt, dann kann man damit auch durchaus Erfolg haben. Und was ich mir jetzt so für die Zukunft wünsche… Ich hoffe, dass mein Album bald erscheint und dass ich da auch Fuß mit fassen kann. Wobei man natürlich auch nie weiß, wie ein Album dann so ankommt. Wenn es floppt, dann ist es vielleicht erst das zweite, was gut ankommt, oder das dritte… kann man ja nie so sagen. Aber ich glaube fest daran, dass es gut wird! (lacht) Ich gehe immer mit einer gewissen Lockerheit an solche Dinge ran. Das ist immer besser, als wenn du nun daran glaubst, dass du mit dem Album in die Top 10 einsteigst und dann passiert es doch nicht und du fällst in ein Loch. Es kann ja nicht dein Anspruch als Newcomer sein, dass du davon ausgehst, direkt ganz oben zu stehen. Ich bin noch ganz locker auf dem Boden geblieben und sehe das alles ganz realistisch. Ich habe immer noch die gleichen Freunde wie vor 12, 13 Jahren. Das wird sich auch nicht ändern; auch wenn sich nun natürlich auch Leute melden, von denen man ewig nichts gehört hat. Ich finde das auch wichtig, dass man da immer seine Leute hat, mit denen man reden kann und die auch sa sind, wenn es mal nicht so gut läuft.
Du hast ja schon von deiner Session mit Marvin erzählt. Wie kann man sich den Aufnahmeprozess sonst so vorstellen? Schreibst Du die Songs alleine und nimmst sie auf oder machst Du das mit der Band zusammen in einer Jam-Session, oder wie entsteht das?
Für mein Album habe ich die Songs alleine geschrieben, zu Hause bei mir. Und dann gehe ich ins Studio und dann selektieren wie gemeinsam, welche Songs gut sind, welche nicht. Mit Marvin ist das meistens so, dass ich eine Grundidee habe, dann schicke ich ihm eine Spur (meist Gitarre), dann habe ich schon einen Ansatz vom Text und wir bauen eine Strophe und dann sieht man schon, in welche Richtung es geht und ob es funktioniert oder eher nicht. Aber es ist eigentlich schon so, dass ich relativ viel alleine mache. Ich mag das auch nicht so, wenn dann Leute um mich rum sind. Ich fühle mich da meistens eher blockiert, wenn dann andere Leute mit im Raum sitzen und versuchen, etwas mit auszudenken oder weiter zu machen.
Abschließend noch etwas, was Du unseren Lesern bzw. Deinen Fans sagen möchtest?
Oh Gott, was soll ich da jetzt sagen? (lacht). Ich kann nur sagen, ich bin ganz fließig im Studio und das Album wird bald kommen und ich freue mich auf die Festivals!
VERLOSUNG
Gewinnt 3x 1 limitierte „Verlaufen“-EP von Philipp Dittberner!
Mailt uns einfach bis zum 31.05.2015, 23:59 Uhr unter dem Betreff “Philipp Dittberner” an win(at)the-pick.de und gebt bitte eure vollständige Anschrift an und sagt uns doch bitte, warum ihr die EP von Philipp Dittberner gewinnen müsst. Unvollständige Mails und Mehrfacheinsendungen können wir leider nicht berücksichtigen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Viel Glück!
Vielen Dank an Grönland Records (Fine) für die Koordination des Interviews.