Auf ihrem elften Studioalbum verabschieden sich Tocotronic vom sogenannten Diskursrock. Das Nichtbetitelte „rote Album“ wird heute, am 1. Mai 2015, veröffentlicht. Die an Glanztaten und Überraschungen reiche Geschichte von Tocotronic findet nun ihre Fortsetzung mit einem weiteren Höhepunkt. Tocotronic behandeln auf ihrem neuen wonnepoppigen Werk in zwölf Songs und einem Hidden Track drei zentrale Themen: Liebe, Erinnerung und noch mehr Liebe. Eine kurze Rezension.
Tocotronic melden sich zurück und sind prompt „Die Erwachsenen“, wie der Titel der ersten Single anmerkt – doch im Endeffekt sind sie Babies, wenn man mal genau hinhört. Heranwachsende, die sich zum ersten Mal verlieben und das Rumgeknutsche im Zimmer genießen. Wie aufregend! Tocotronic sind jedenfalls die Band, die am erwachsensten mit dem Thema Liebe umgehen kann; nicht umsonst nennt man das unbetitelte, elfte Album auch „das rote Album“.
Wenn man mal, zwischen den Zeilen, auf die Musik achtet, könnten das alles auch Songs von The Smiths sein – und achtet man dann auf die Stimme von Sänger Dirk von Lowtzow, könnte ein Song wie „Rebel Boy“ auch locker von Morrissey sein. Eins haben die Beiden jedenfalls gemeinsam: Sie spielen mit der Sprache („Ich will keine Treueherzen, kannst Du mir Liebe geben?“) und geben ihren zahlreichen Gedanken eine Stimme und der Musik eine Melodie, ob mit Handclaps oder ohne.
Tocotronic sind irgendwie die ‚rebel rebels‘ und bringen ihre Gedanken und Deine Gefühle mit der neuen Platte so ziemlich auf den Punkt und schaffen es, das Ganze auch noch musikalisch interessant zu verpacken und zu untermauern, z. B. auf Songs wie „Sie irren“ oder „Zucker“. Das Album ist zu Recht rot – und entführt für fast 55 Minuten (12 Tracks + Hidden Track) in die neue-alte Indie-Welt der Band, die doch mehr zum Thema Liebe zu sagen hat, als man vielleicht vorher dachte.
“Das rote Album” von Tocotronic | VÖ 01.05.15 | als Download, CD und Box-Set!