Balbina 1Balbinas Musik kommt aus dem Reich der Träume. Wie ein fernes Echo kreisen ihre Geschichten um die Magie des Alltags. Daraus entsteht ein buntes Potpourri voller Referenzen, das mit den Erwartungen bricht, dafür aber die Tür in eine andere Welt öffnet. Balbina aus einer Berliner Hochhaussiedlung lädt in diese Welt ein. Ihr Album „Über das Grübeln„, das am 24. April endlich erscheint, ist das Ergebnis einer langen Reise mit einem einzigartigen Team, das einem Traum hinterherjagt und viel zu erzählen hat. Über Kunst, über Leben, über Lassen. Keine reine Rezension, vielmehr eine unbedingte Kaufempfehlung und Liebeserklärung.

Wie beschreibt man, was eigentlich keiner Beschreibung bedarf, ein Kunstwerk, etwas unbeschreiblich Schönes? Wir denken nach über eine Rezension, und zwar lange, und wahrhaftig intensiv, denn wir sind nach dem ersten Hören schon so begeistert und verliebt, dass uns zunächst die Worte fehlen – und so liest sich das. Mit Worten.

Über das Grübeln“ ist von dem Titel umschlossen, der all seine Lieder festhält und umarmt: Das Intro „Über“ und das Outro „Das Grübeln“ sorgen für den Rahmen. Die Musikstücke glänzen nicht nur durch die Texte, sondern auch durch die perfekte Vertonung. Selten haben wir eine Platte gehört, die so auf den Punkt genau abgemischt wurde und einfach sauber klingt – und das schon „nur“ als MP3, wie mag das wohl erst auf Vinyl wirken?

Es ist Balbinas Stimme, die mal ganz hoch, mal ganz tief und mal einfach ganz „normal“ klingt. Es sind die poetischen Texte, die kunstvoll gestaltete Aneinanderreihungen von Worten sind. Es ist überhaupt der Aspekt der Kunst, der mit Susann Bosslau auch in ihrer Kleidung, ihrem Outfit, ihrem Stil mitschwingt. Wir haben die Berliner Künstlerin bereits im letzten Sommer (für uns) entdeckt und jede einzelne Neuigkeit mit Freude und fast schon Euphorie verfolgt. Balbina 2Denn Balbina rettet neben der Popmusik auch noch die deutsche Sprache, verleiht ihr eine neue Modernität. Es sind Lieder wie „Das IST, die Zeit ist ein Egoist„, die neben der perfekten Ohrwurmtauglichkeit auch noch wahnsinnig tiefgründige und vor allem wahre und sinnvolle Texte mitliefern: „Den Augenblick kriegt doch niemand mit, außer Du vielleicht„, singt Balbina mit Nachdruck, und betont das Wort „DEAD _line“ auch ungefähr so, bevor der Herzstillstandston einsetzt und aus einem Wort eine Metapher, ein richtiges Bild macht („Das Ist ist jetzt schon vorbei„). Wie simpel und gleichzeitig so melancholisch schön und schmerzhaft wahr.

Bereits mit den Songs, die vorab vorgestellt wurden, hat Balbina bewiesen, dass sie DIE deutsche Popkünstlerin des Jahres ist – höchstwahrscheinlich sogar des Jahrzehnts. Das haben nicht nur wir entdeckt, sondern mit uns Herbert Grönemeyer, der sie bald auf seine Tour mitnimmt, und auch Bundespräsident Joachim Gauck, bei dessen Sommerfest die Sängerin auftreten durfte. Lieder wie „Seife“ (das leider nicht mehr auf dem Album zu finden ist), „Kuckuck„, „Nichtstun„, „Langsam langsamer“ und „Goldfisch“ wurden in den letzten Monaten erfolgreich mit passenden und mit ‚mit viel Liebe zum Detail‘-Musikvideos vorgestellt, die wiederum für eine stetig wachsende Fangemeinde sorgten.

Doch dass nicht immer alles schön und einfach ist im Leben, macht Balbina mit Justus Jonas auf dem Track „Hut ab!“ deutlich: Ein Dialog, in dem Balbina und Justus Jonas sich mit Worten batteln

[…]
Balbina: Du kennst mich nicht. Du sagst das, weil Du einfach gemein bist und mich hasst. //
Justus Jonas: Jetzt bin ich fast gekränkt – krass, dass Du sowas denkst. //
Balbina: Du kränkst mich und redest mir Komplexe ein. //
Justus Jonas: Ich will Dir nur helfen, meine Worte sind ein Geschenk. //
Balbina: Von Deinen Worten wird mir schlecht. Bin ich echt so schlecht? //
Justus Jonas: Du bist gut, Hut ab!, im Schlechtsein. //
Balbina: Nein, das kann doch nicht Dein Ernst sein //
Justus Jonas: Doch. //
Balbina: Egal, was ich tu‘, es ist nie gut genug
[…]

und somit eine Thematik aufgreifen, dass niemand jemals gut genug sein kann in einer Welt, in der jeder immer dazu aufgerufen wird, Dinge besser zu tun und der Leistungsdruck über der eigentlichen Kunst und des Tuns steht – jeder ist austauschbar und das Individuum verliert an Wert und „ist austauschbar wie Kleidung, ist abhängig von Meinung„, sodass das instrumentale Outro des Titels vielleicht noch einmal einen Moment gibt, um darüber nachzudenken. Nachdenken. Das Nachdenken, das Grübeln ist fester Bestandteil. Auch der Titel „Tischmit Maeckes ist eine der grandiosen Nummern das Albums, untermauert von einer intensiven Musik, befasst sich mit der Unentschlossenheit in einer Welt, in der man alles haben könnte – sodass man am Ende „zwischen den Über das Grübeln von BALBINA erscheint am 24.04.2015Stühlen wie ein Tisch“ steht. Zeit ist fast schon ein Leitmotiv des Grübelns, mal personifiziert, mal als ständiger Begleiter, mal als Gegner oder Opfer [„Zeit, Du tust mir leid, Du bist die Einzige, die nicht frei hat„], ob nun im „Wecker“ [„Die Jugend verblasst hier auf Kodakpapier„], „Langsam langsamer“ [„Dr. Pepper exen und als erster Mensch sich selbst überholen„] oder „Das IST, die Zeit ist ein Egoist“ [„Zeit, bleib‘ mal kurz stehen„].

Jeder einzelne Song ist umschlungen von absolut großartigen Popmelodien, die so eindringlich sind, wie Pop noch niemals zuvor war. Balbina schreibt und singt als sei die ganze Welt ein Gedicht. Ihre Welt. Sie zieht manchmal ganze Sätze, manchmal Satzteile und manchmal nur Worte oder Buchstaben über die Zeilen, um verschiedenen Silben eine gewisse Eindringlichkeit zu verleihen. Während sie grübelt. Langsam. Und dafür intensiv. Und so schnell wie das Ist in „Das IST, die Zeit ist ein Egoist“ vorbei ist, endet leider auch die stärkste Platte, die es zur Zeit auf dem Markt gibt. Nach 14 Tracks.

Balbina hat lange gegrübelt, sie hat lange mit ihrem Team zusammengearbeitet, um dieses Werk zu produzieren. Unser Fazit ist: Das Grübeln hat sich gelohnt und wir haben uns die Geschichten über das Grübeln mit Ruhe angehört und werden diese CD mit Sekundenkleber einschmieren und in unseren CD-Player schieben, alles andere vom MP3-Player löschen und auf die Frage, was wir denn so empfehlen könnten, vorerst nur noch mit „Über das Grübeln“ von Balbina antworten.

Über eine Liebeserklärung.
Für Balbina.
Über ihre Kunst, ihr Team.
Über das Album des Jahres.

Über das In-den-Plattenladen-seines-Vertrauens-gehen-und-diese-CD-kaufen. Jetzt!

Über das Grübeln” von Balbina | VÖ 24.04.15 | als Download, CD, Vinyl und Box-Set!

(c) Fotos: Nico Wöhrle

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