„Als Musiker fragt man sich: Wie schaffe ich es, diese Magie jeden Abend zu erschaffen, oder: Wie schaffen wir es, als Künstler unseren Beitrag zu leisten um diese Magie entstehen zu lassen? Einige unserer Freunde haben eine ziemlich gute Vorstellung davon wie das geht.„, heißt es in der Einleitung der Erläuterung zum Konzept der Tour Of Tours. Das passt. Die Künstler Tim Neuhaus & The Cabinet, HONIG, Jonas David, Ian Fisher & The Present und Town Of Saints haben sich zusammengetan – beziehungsweise neben dem Sänger (der sowieso auch noch zahlreiche Instrumente beherrscht) jeweils einen weiteren Musiker mit ins Projekt geschickt. Et voilá – das ist die Tour Of Tours, die jetzt schon legendär ist, obwohl die Tour gerade erst losging. Ein Fest für alle Sinne, dem wir in der Zeche Carl in Essen beiwohnen durften.
Wo fängt man am besten an, wenn man etwas noch nie da gewesenes beschreiben möchte? Die Objektivität wird durch die eigenen Eindrücke sowieso immer verzerrt, und wenn es nur ein kleines Stückchen ist. Doch schon ist objektiv subjektiv. Als wir am Samstag (24. Januar) die Zeche Carl in Essen betreten, ist es schon recht voll, die Leute stehen jedoch ganz gemütlich verteilt und trinken Bierchen, quatschen miteinander und philosophieren, was sie wohl von dem Abend zu erwarten haben, präsentieren ihre frisch erworbenen, stylischen Tour Of Tours Jutebeutel, bis das Gerede um kurz nach 20 Uhr etwas unruhiger wird, da die Zeit der Eintrittskarte (Beginn: 20 Uhr) nicht mit dem Ablaufplan, den man am Bühnenrand hängen sieht, übereinstimmt: Es soll also erst um 20:30 Uhr losgehen, Einlass war bereits ab 19:00 Uhr.
Doch um 20:30 Uhr ist alles vergessen: Nach einem kurzen Intro, das von einer ‚tiefen Computerstimme‘ gesprochen wird und das die Grundidee kurz umreißt („10 Freunde touren“), kommen diese 10 Freunde auf die Bühne: Die Stimmen von Tim Neuhaus & The Cabinet, HONIG, Jonas David, Ian Fisher & The Present und Town Of Saints laufen mit jeweils einem Bandmusiker an ihre Mikros beziehungsweise Instrumente und lassen den eigens für dieses Projekt geschriebenen Titel „Song Of Songs“ (den Song digital erwerben sollte man hier) erklingen. Und sobald die Worte „I want nothing else but this, going nowhere else but here“ so harmonisch und gleichermaßen dynamisch zu hören sind, weiß man sofort: Dieser Abend wird einzigartig. Zehn Musiker, die übrigens acht verschiedene Nationalitäten haben, wie erzählt wird, verwirklichen eine wahnsinnige Idee, einen verrückten Traum und stehen als Truppe auf der Bühne und singen ihre Songs mit so viel Wumms und Energie, dass man die Bühne teilweise am liebsten stürmen und durch den Saal tanzen würde. Wie gesagt, es sind alle Sinne erfordert, denn nicht nur die Ohren werden mit diesen Melodien beschenkt, nein, man spürt regelrecht die Magie, man sieht so viel, dass man gar nicht weiß, wo man hingucken möchte, man riecht pure Lebensfreude und schmeckt den Appetit nach ‚mehr‘ deutlich.
Nicht nur tanzbar soll der Abend sein, natürlich haben die Herren (und nicht zu vergessen die Dame Heta von Town Of Saints) auch ein paar ruhigere Songs mitgebracht, weshalb es schon mal vorkommen kann, dass Jonas David bei einem Lied plötzlich nur noch von fünf statt neun weiteren Musikern begleitet wird oder Ian Fisher & The Present, in dem Fall konkret: Ian Fisher & Ryan Thomas Carpenter, einen sehr träumerisch langsamen Song über ihre Heimatstadt singen. Das Schöne hierbei ist: Es gibt keinen Headliner, keinen Bandleader. Das stellt man immer wieder fest, wobei man fairerweise sagen muss, dass Ryan Thomas Carpenter wirklich der geborene Entertainer ist und ein unglaubliches Talent dafür hat, in Nullkommanichts die volle Aufmerksamkeit zu haben. Nicht grundlos ließ Stefan Honig mit einem Augenzwinkern verlauten: „Ryan ist sexy. Ich finde Männer eigentlich nicht im sexuellen Sinne attraktiv, aber bei Ryan würde ich eine Ausnahme machen!„. Überhaupt scheint Herr Honig in Redefreude zu sein und erzählt so noch eine Geschichte von „5 drunk girls„, die beim letzten Honig-Konzert in der Zeche Carl offenbar auf der Gästeliste standen und in der ersten Reihe waren, aber nicht wirklich aufmerksam waren: „Ihr seid vernünftig und hört zu. Das ist gut!„.
Neben all der wunderabaren Musik gibt’s es tatsächlich einiges zu erzählen. Und nach dem letzten, offiziellen Song „For Those Lost At Sea“ gibt es selbstverständlich Zugaben. Zugaben en masse. Doch zuvor möchte Honig sich noch einmal bedanken: „Eigentlich müssen wir danach euch applaudieren, denn ihr müsst ja mitsingen! Kennt jemand den Mitsingpart von For Those Lost At Sea?“, fragt er, als die Hälfte ‚textsicher‘ mit einem melodischen ‚Lala lalalala‚ antwortet. Vor den zahlreichen (fast unzählbaren) Zugaben möchte die Band noch ein paar Danksagungen loswerden, allen voran steht heute die Zeche Carl, die von ihnen seit 5 Tagen „bewohnt“ wurde, da sie hier täglich geprobt haben. Das Publikum dankt ebenfalls mit einem riesen Applaus an die Zeche! Nicht zu vergessen sind an dieser Stelle auch der Soundmann, Busfahrer (der gerade schläft, um die Musiker wach und sicher von Ort zu Ort zu fahren), Lichtmensch, Filmer – naja, niemand darf eben bei einem solchen Mammutprojekt vergessen werden.
Zweimal betreten sie nach dem offiziellen Ende die Bühne. Insgesamt geht das Spektakel circa 2 Stunden und 20 Minuten, bis sich der Kreis schließt und der „Song Of Songs“ (den Song digital erwerben sollte man hier) zum Abschluss noch einmal gespielt wird. Hier erfährt man noch, dass dieser ‚hier oben in der Ecke‘ geschrieben wurde. Allein deshalb auch nochmal von uns: Danke, Zeche Carl.
Bis hierher haben wir versucht, den Konzertnachbericht so objektiv wie möglich zu halten, doch ins Fazit darf noch einmal ein Hauch einer eigenen Meinung: Die Tour Of Tours ist ein großartiges Projekt, das sich bitte, bitte noch einmal zusammenfinden sollte. Oder zwischendurch immer wieder. In ein paar Monaten, in ein paar Jahren. Denn es gibt ja bekanntlich Bands, die spielen seit Ewigkeiten zusammen. Schön und gut und das kennen die beteiligten Musiker ja selbst, denn sie haben auch solche Bands. Doch so sehr wir alle einzeln schätzen, so noch zigmal besser ist die Tour Of Tours als Gesamtpaket. Oder vielleicht hat genau diese Einmaligkeit das so besonders gemacht, so magisch.
>> Hier geht’s zur Foto-Galerie Tour Of Tours, 24.01.2015 Essen.
Nicht verpassen sollte man daher folgende Tourtermine:
28.01.15 Aschaffenburg, Colos-Saal
29.01.15 Oldenburg, Amadeus
30.01.15 Hamburg, Gruenspan
31.01.15 Rostock, Mau Club
01.02.15 Hannover, Faust-Warenannahme
03.02.15 München, Ampere
04.02.15 Nürnberg, Club Stereo
05.02.15 Leipzig, Werk 2
06.02.15 Dresden, Beatpol
07.02.15 Berlin, Postbahnhof
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Ich finde die einzeln schon saugut. Hab Tickets für München. Ich freu mich schon so!