Und wieder einmal ist es nicht das geworden, was man erwartet hätte: Keine Liedermacherplatte mit witzigen Alltagsbeobachtungen, keine Gimmicks und Jokes und kein Blödsinn, sondern eine richtige Bandplatte mit Songs, die sich um die substanziellen Dinge des Lebens drehen. Das Gefühl, dass man irgendwie aus der Zeit gefallen zu sein scheint, die Liebe zur Musik, die einen ein Leben lang begleitet, oder die Flucht in die Einsamkeit. Wir haben Olli Schulz‚ sechstes Album in unserer Rezension unter die Luppe genommen.
„Ich weiß nicht, wie es aufhört, aber so muss es beginnen“ – passender hätte Olli Schulz den Anfang seiner neuen Platte (endlich!) gar nicht wählen können. Ungewöhnlich und neu fällt auf, dass diese Scheibe ziemlich nach Pop klingt, wenn die Studioband – Gisbert zu Knyphausen am Bass, Arne Augustin am Klavier und Keyboard sowie Ben Lauber am Schlagzeug – von Olli Schulz an ihren Saiten und Tasten klimpert und den Start fast hymnisch erklingen lässt. So muss es beginnen!
Was dann zunächst ein wenig nach einer Mischung aus Wir sind Helden, Kings Of Leon und Marcus Wiebusch klingt, ist die aktuelle Single „Phase“, die bereits viel Anklang bei den Fans fand. Feinste deutsche Popmusik mit Texten, die zum Nachdenken und ‚sich-darin-wieder-finden‘ eignen. Doch neben all der Euphorie, darf es bei Schulz niemals an ein wenig Melancholie und Wehmut fehlen, um die Texte noch ein bisschen mehr vordergründig zu platzieren („Feelings aus der Asche“ oder „Kinder der Sonne“). In der heutigen digitalen Zeit, in der sich Spotify und Co. leider immer mehr durchsetzen, präsentiert „Feelings aus der Asche“ mit „Als Musik noch richtig groß war“ eine wahre Liebeserklärung an die Musik – an die Musik, die damals noch war und nicht ein digitales Stück. Musik war auf zerkratzen CDs, verbogenen Vinyls und eben die wahre Liebe. Chapeau, Olli Schulz. Dieses Lied ist eine ganz große Nummer!
Auch wenn Olli Schulz nach seiner steilen TV-Karriere („Schulz in the Box“) stark in selbigem vermisst werden wird, ist dieses Album mit seinen 36 Minuten (10 Titel) der beste Trost, den er uns allen hätte geben können – es ist nicht nur ein Trost, es ist vielmehr ein sechstes Album, das alles vorhergegangene in den Schatten stellt und phänomenal ist. Optimal für eine Phase, in der man mal gerne zu Hause rumhängt – oder zufrieden im Regen tanzen möchte. Stark!
“Feelings aus der Asche” von Olli Schulz | VÖ 09.01.15 | als CD und Download!