Insgesamt wird Ina Müller in diesem Jahr über 250.000 Besucherinnen und Besucher auf ihrer großen Deutschlandtournee begrüßen und damit den Erfolg ihrer letzten Tourneen ein weiteres Mal übertreffen. Sie liefert mit ihrem aktuellen Album „48“ beste deutsche Rock- und Popmusik mit stilistischen Ausflügen in alle Richtungen und hat gerade ihre große Hallentour in Hamburg beendet. Wir waren einen Tag zuvor in Essen dabei!
Gerade stand noch ihr spezieller Gast Luke Sital-Singh auf der Bühne (übrigens: unsere Live-Reviews zu dem Briten findet ihr hier und hier), schon gibt es einen direkten Übergang zu Ina Müller, wie wir ihn noch bei keinem Konzert erlebt haben: Das komplette Musikequipment steht bereits hinter dem Vorhang, sodass keine Umbaupause notwendig ist. Zunächst taucht Frau Müller als Schatten hinter dem Vorhang auf, sodass doch noch ein bisschen Spannung in den plötzlichen Eintritt in das Highlight des Abends gebracht wird: Und dann fällt der Vorhang und zeigt eine gut gelaunte, quirlige und sympathische Ina Müller und ihre Live-Band, die mit „Wenn ich wegguck“ den Abend eröffnen.
Die Leute, die in der bestuhlten Grugahalle ein wenig weiter weg sitzen, bekommen über zwei Leinwände die Gelegenheit, die Bühnenshow sowie das Geschehen rund um selbige mitzuerleben: „Dankeschön. Moin Essen! Wir sind wieder in der altehrwürdigen Grugahalle. And it’s Friday night in this beautiful town“, begrüßt die extrovertierte Sängerin ihr gespanntes Publikum, um weiter zu erzählen, dass sie angerufen haben, ‚ob Frau Müller ein Geländer braucht‘, worauf sie konterte: „Ich hoffe, sie werden Helene Fischer auch anrufen, ob sie ein Geländer braucht!“, womit sie die ersten lauten Lacher schon sicher im Sack – oder sagen wir, in ihrem „Faltenrock“ – hat. Wer Ina Müller kennt, weiß, dass ihre Konzerte immer publikumsnahe sind, und so begibt sich das Nordlicht auch heute Abend schnell in die ersten Reihen, um ihr ‚Opfer‘ zu finden. Es ist Ralf. Ralf ist erkältet und Ina beschreibt den Unterschied zwischen einer Männer- und Frauenerkältung treffend: „Frauen haben das, was Männer auch haben, aber sie können noch den kompletten den Haushalt machen!“. Ralfs Frau Margret ist auch anwesend, und das ist auch hilfreich, denn sie kann wenigstens verlauten lassen, dass sie seit 36 Jahren verheiratet sind. Herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle!
Das Publikum ist bereits innerhalb der ersten 10 Minuten großartig unterhalten und die Stimmung ist perfekt, alle lachen herzhaft. Aber nicht nur die 49-Jährige bringt die Gäste zum Lachen, auch Ralf schafft es, indem er einfach nicht aufstehen möchte und Ina so liebevoll auf seinen Schoß zerrt. Einige Geschichten, die Ina Müller heute Abend erzählt, sind den eingefleischten Fans natürlich schon von der Frühjahrstour oder aber von der Doppel-Live CD plus DVD bekannt. Aber das ist ja bei einem Comedian auch nicht anders. Doch Ina und ihre Fans sind definitiv immer wieder für Überraschungen gut, sodass ein Abend mit ihr auf der Bühne sicherlich nicht langweilig wird. Als ihr eine Dame einen Strauß Blumen schenkt, bringt Ina wie auf Kommando ein sympathisches „So gehört sich das“ raus, gefolgt vom nächsten Spruch, der sich an die Männerwelt richtet: „Ihr guckt uns Frauen auf den Hintern und denkt ‚Boah, was ist das für ein Arsch!‘ – wir gucken in euer Gesicht und denken dasselbe!“, sorgt sie wieder für Furore und bringt ihre Scherze wie immer trocken über die Lippen.
Immer wieder erzählt Ina Müller Witze, Anekdoten oder Geschichten zwischen den Songs; eine Setlist, die sich seit der Frühjahrstour offenbar nicht geändert hat und so darf das Publikum sich über „Sie schreit nur noch bei Zalando“, „Déjà-Vu“ oder „Fünf Schwestern“ freuen. Seine Textsicherheit kann die Grugahalle nicht verleumden. Für den fünften Song „Wenn dein Handy nicht klingelt“ wird extra ein Laternenbühnenbild hochgefahren, das die Stimmung des Songs unterstreicht. Auch während der Tracks „Schuhe“ und „Fremdgehen“ ist die Herzlichkeit Inas kaum zu übersehen, stellt sie sich hier doch glatt zwischen die beiden Backgroundsängerinnen, als handele es sich um ein Trio. Eine weitere Überraschung ergibt sich, als Ina ihren Support-Act Luke Sital-Singh noch einmal auf die Bühne bittet, um mit ihm gemeinsam seinen Song „Nearly Morning“, Inas Lieblingssong von ihm, zu singen, wozu Luke das Piano spielt: „Das sieht so intelligent aus. Ich wünschte, ich könnte das“, merkt der Star des Abends an.
„Wer sagt das man Glück nicht kaufen kann“, witzelt Ina, als sie über Schuhe spricht und jede Frau im Publikum scheint ihr zuzustimmen, während ihr Gag noch nicht zu Ende ist: „Frau steckt ja schon in Kaufrausch drin, darüber sollte Mann sich mal Gedanken machen!“. Auch zwei Wunden hält Ina ihren Fans nicht vor, während sie auf die eine zeigt („Da habe ich gebügelt“) und auf die andere („Da habe ich gekocht“) aufmerksam macht: „Passiert mir beides nicht wieder“, lässt sie das Publikum erneut grölen.
Zum emotionalen Titel „Pläne“ setzt sie sich auf das Piano, schließt ihre Augen und driftet offenbar in ihre eigene Welt ab. Auf der Leinwand ist zunächst nur ein Schatten zu sehen, später dann die reale Ina in einer Nahaufnahme. Ein langsamer, gefühlvoller Titel, der die Emotionen hochkochen lässt. Doch die positive Stimmung ist noch lange nicht vorbei: Mit „Ja Lalalalala“ bittet sie die fröhlichen Gäste, sich einzustimmen, geht ins Publikum und hört allen beim Singen zu: „Dankeschön, Essen. Das war so schön!“. Neben einem Song auf Plattdeutsch („De Klock is dree„), möchte Ina die Gäste auch einmal stehend erleben: „Es ist an der Zeit, dass wir unseren ‚Ass moven‘ – Essen, alle mal aufstehen!“, fordert sie ihr Sitzpublikum auf, das natürlich gerne folgt und sich zu „Sowas passiert mir heut‘ nicht mehr“ und „Wenn du nicht da bist“ sehr gerne bewegt.
Ein Konzert mit viel Unterhaltung. Mit einer Unterhaltungsgarantie, wenn man so will. Es gibt Gäste, die lachen fast ununterbrochen, manche lachen zwischendurch – aber ein Jeder fühlt sich zu 100% unterhalten, das sieht man den Leuten einfach an. Man muss lachen – wie oft und wie laut, das entscheidet sich offenbar individuell, aber eine Lach- und Unterhaltungsgarantie ist wirklich absolut gegeben: Ein Abend, der zwischen Musik und Entertainment pendelt und nichts von beidem auf der Strecke lässt. Ina Müller scherzt über fast Jedermann und vor allem auch gerne mal über sich selbst (zum Beispiel über ihren „Vintage-Hals“, in denen sie Figuren knetet). Selbstverständlich, dass sich mindestens jede Frau in ihren Erzählungen wiederfindet – und die Männer aber auch ihren Spaß haben.
>> Hier geht’s zur Foto-Galerie Ina Müller, 05.12.2014 Essen.