Es ist das erste Studioalbum seit „Freiheit“ vor sechs Jahren. Bis zuletzt war nicht klar, ob es überhaupt jemals ein weiteres Curse-Album geben würde. Wenn er morgens aufstehe und wieder den Drang verspüre, einen Rap-Song zu schreiben, werde er das tun, hatte Curse vor drei Jahren noch der Frankfurter Allgemeinen Zeitung anvertraut. Zwei Jahre hat Curse im Verborgenen an dem neuen Album gearbeitet. Das Ergebnis „Uns“ gibt’s ab dem 31. Oktober zu hören und schon heute in unserer Rezension.
Es ist eigentlich immer schwierig, sich in einen Song einzufinden, der für den Künstler selbst sehr persönlich ist – doch mit seiner Vorabveröffentlichung des Titels „Kristallklarer Februar / Für P.“, seinem Produzenten und Weggefährten Patrick Ahrend († 2012) gewidmet, hat Curse bereits für Gänsehautmomente gesorgt: brutal emotional, sozusagen. Und auf der neuen, mittlerweile sechsten Platte, nach einer längeren Pause, soll es nicht anders weitergehen: Mit „Tatooine“ wird das Album eröffnet. Erst ein wenig sanfter, dann immer düsterer (ehrlicher!) und ernster (reifer!), als Schlagzeug, Bass und Piano zum Einsatz kommen, gleichzeitig klingt Curse befreit – und gewachsen, erwachsen, reif, sodass er sich in der Mitte des starken Tracks regelrecht freitrommelt.
Curse „Kristallklarer Februar / Für P.“ offizielles Musikvideo:
Absolut wahnsinnig, wieviel man schon jetzt interpretieren könnte. Wie krass dieser Curse ist! Da verschwindet er nach einem großartigen Silbermond-Feature („Bis zum Schluss“) mal eben von der Bildfläche, um dann wie aus der Kanone geschossen zurückzukehren. Diese Texte, diese Melodien. Da soll nochmal einer sagen, dass Xavier Naidoo Deutschlands begnadetster Sänger oder Songschreiber ist. Wir widersprechen. Sowieso. Aber jetzt noch viel mehr. Diese Platte erscheint zum Ende des Jahres – und wird vielleicht trotzdem eine der Platten des Jahres. Eine einfache Wortwahl, keine typischen Rap-Rhymes, sondern immer ehrlich und vor allem immer tiefgehend („Menschen“), lebendig und liebend („Wir brauchen nur uns“), wodurch absolute Gänsehaut entsteht; regelrecht wird der Körper von einer Kühle erfasst, weil man emotional tief drin steckt.
Wer bis hierher noch keine Gänsehaut hatte, wird spätestens in den Features mit den Damen garantiert eine bekommen: „Ende“ featuring Fibi Ameleya ist sehr vielversprechend („Meine Flucht ist die nach vorne“), „Sie fallen“ featuring Elif ist fast schon hymnisch, nicht zuletzt durch den Einsatz von Drums, Piano und Percussion – vor allem auch durch den wunderbaren Nebeneffekt, dass fast schon ein Kontrast, eine Antithetik zwischen den Stimmen von Curse und Elif entsteht, die sich sozusagen ins Wort fallen, dennoch das Gleiche singen und doch so unterschiedlich klingen; ein aufwühlender Track (der Schrei bestätigt es!), wo das Zusammenspiel beider dementsprechend nur perfekt sein kann. Auch das Feature mit Tua („November“) ist enorm fesselnd, sodass man kaum Worte dafür finden kann – der Song ist ein Pulsschlag, als sei es der Puls dieser Platte.
Insgesamt ist die Entwicklung deutlich zu erkennen. Fast wirkt es so, als hätte Curse die Pause gebraucht, um (zu) sich selbst zu finden – und das hat er geschafft. Auf eine exzellente Weise, die er ab dem 31. Oktober mit uns teilt und die den Deutsch-Rap prägen wird: 12 Titel und 55 Minuten braucht der Typ, um uns völlig aus der Fassung zu reden, zu rappen, zu erzählen – „Glück ist kein Ort, sondern Zustand“. Und Glück strahlt er bereits auf dem Coverfoto aus. Pure Zufriedenheit!
“Uns” von Curse | VÖ 31.10.14 | als CD, Download und Vinyl!