Die in Berlin lebende irische Songwriterin Wallis Bird veröffentlichte in diesem Frühjahr ihr bereits viertes Album „Architect„, während des Festival-Sommers die daraus entnommene Single „Daze“ – nach einer erfolgreichen Tour Anfang des Jahres, begibt sie sich aktuell noch einmal auf die Bühnen des Landes. Eine Live-Show, die wir uns auch gerne ein zweites Mal anschauen wollten. Wir waren in Wuppertal dabei!
Das erste Mal, dass wir Wallis Bird live gesehen haben, war leider erst dieses Jahr im Gloria in Köln – aber immerhin bei einer Show, die sie auch jetzt noch als „Highlight des Jahres“ benennen würde. Uns blieb sie auch nachhaltig im Kopf, sodass uns sofort klar war: Wallis Bird muss man noch einmal erleben! Und so machten wir uns auf ins bergische Wuppertal, um sie während der „Architecttour“ in dem Club Die Börse zu erleben.
Nach einem Facebook-Auruf, hatten lokale Bands, die aus dem Umkreis von 50km des Spielortes kommen, die Möglichkeit, sich als Support-Act zu bewerben. Für die Club-Show in Wuppertal fiel die Wahl auf das Sé Wilo Trio, welches im Endeffekt aber nur aus einer Person besteht, sich aber einen Witz aus dem Namen macht. Lässig kam der junge Mann auf die Bühne, um seinen ersten Titel „Überdacht“ zu präsentieren. Nicht schwer zu erkennen, dass der Singer/Songwriter deutsche Musik aus diesem Genre macht, vielleicht am ehesten zu vergleichen mit spaceman spiff – leicht melancholische bis dramatische Melodien mit eben deutschsprachigen Texten, die nicht immer die komplette Aufmerksamkeit des Publikums erhielten. Durch seine Späße zwischendurch konnte der junge Mann sich immerhin ein wenig Interesse erreden, auch wenn er währenddessen stets nervös wirkte. Seine Setlist hatte er schön mit der Hand geschrieben, als Notiz in seiner Hosentasche, um sie nicht zu verlieren: „Tränenmeer“ (Arbeitstitel), „Kirschbaum und Morgentau„, „Keine Fragen mehr“ und zuletzt „Tausendstark“ präsentierte er den Zuschauern, während er es sich barfuß gemütlich machte, da „die Socken irgendwie im Weg und störend sind„.
Das Publikum wurde ungeduldig, zählte Wallis Bird und Band mit einem „hey hey hey„-Gerufe ein, als sie dann tatsächlich wenige Sekunden später um kurz vor 21 Uhr auf der Bühne standen, um den Abend umgehend mit dem ersten Track zu eröffnen: Die Power war sofort mit allen Anwesenden, sowohl auf der Bühne ging es ab, als auch in der Börse, die mittlerweile noch etwas voller geworden ist.
Wallis Bird „Encore“ live @ Wuppertal, Die Börse:
Mit ihrer ganz einfachen Ansage „I go home if you don’t sing“, bricht Wallis Bird das Eis, das eigentlich hätte gar nicht gebrochen werden müssen: Die nicht so gut gefüllte Börse hört nämlich aufmerksam zu und singt mit, doch nach der Aufforderung ertönt natürlich seitens des Publikums lauterer Mitsinggesang. Nicht nur die alten Songs werden mitgesungen, auch die Texte des Anfang des Jahres erschienenen Albums „Architect“ kennen die Fans schon. „Glooooria – Gloooooria“ singt der Börsenchor also gemeinsam mit seiner Lieblingssängerin – und es klingt von beiden Seiten gut, die Stimmung ist perfekt, was sicherlich nicht nur der Tatsache zu verdanken ist, dass Wallis Bird einfach die Stimmungskanone schlechthin ist: Sobald sich die Dame bewegt (man muss es erleben!), möchte man einfach augenblicklich mittanzen.
Wow! Wallis springt wie verrückt herum, dabei jedoch immer im Takt, ihre Haare fliegen, als sei eine Windmaschine aufgestellt und sie ist quasi nonstop in Action. Selbst dann, wenn der Rest der Band mal etwas ruhiger ist, rastet Wallis mit ihren Bewegungen völlig aus – und bringt das Publikum so dazu, durchgehend voll dabei zu sein. Im Vergleich zu anderen Konzerten wird kaum gefilmt oder fotografiert, alle sind einfach voller Energie und Freude Teil der Show. Die Kommunikation ist auch ständig gegeben, sodass der schon recht intime Rahmen immer noch persönlicher wird: „This song is called ‚River Of Paper‘“, kündigt sie an, als das Publikum klatscht und ihr, mit einem Grinsen im Gesicht, nur eines dazu einfällt: „You’re so fuckin‘ nice!!!“
Nach vier Alben ist es für manche Künstler schwierig, eine Setlist zusammenzustellen, mit der man selbst zufrieden ist und mit der man die Fans beglückt: Bei Wallis Bird scheint beides problemlos funktioniert zu haben. Beispielsweise „Girls“, „Daze“ oder „I Can Be Your Man“ sind Titel der aktuellen Platte, die absolut und ab sofort in einen jeden Konzertabend gehören. Dabei werden jedoch die großartigen, älteren Songs wie „To My Bones“ oder „Blossoms In The Streets“ nicht vergessen. Natürlich dürfen die Fans sich innerhalb der Zugaben dann auf zwei Songs freuen, die den Kontrast zu neu und alt herstellen und gleichzeitig einfach weltklasse sind: „Encore“ und „Hardly Hardly“ dürfen nun wirklich bei keiner Show fehlen.
Im Gloria in Köln haben wir es Anfang 2014 bereits miterleben dürfen, auch heute entsteht noch einmal ein ähnlich spezieller Moment (der aber mit dem Gloria-Flash dennoch nicht zu vergleichen ist): Nachdem Wallis und ihre tolle Band die Bühne nach den Zugaben verlassen, werden sie mit jubelndem Geklatsche noch einmal zurückgerufen und so singt nur Wallis den Song „In Dictum“ a capella, bis sich im Laufe des Titels dann die Backgroundsängerin sowie der Backgroundsänger auf die Bühne schleichen, um dann einzusetzen – Wallis, die in der Mitte steht, legt um beide jeweils ihren Arm. Ein Bild, das einen emotionalen und energiereichen Abend schön abschließt. Beim Verlassen des Clubs denkt man nur eines: Man möchte unbedingt wieder hin.
>> Hier geht’s zur Foto-Galerie Wallis Bird / Sé Wilo Trio, 19.10.2014 Wuppertal.