Schon im vergangenen September lieferte James Blunt beim Reeperbahn Festival einen Vorgeschmack und bewies, dass er ein begnadeter Live-Künstler ist und seine Fans mit einer Melodie und einem Blick aus den Augenwinkeln um den Finger zu wickeln imstande ist. Der Brite spielte die Songs seines jüngsten Albums „Moon Landing“ mit Lust und Verve und einer musikalischen Vielseitigkeit, die ihresgleichen sucht. Wir waren in Dortmund dabei!
Nachdem James Blunt bereits eine erfolgreiche Frühjahrs-Tour und große Sommer-Shows in Deutschland gespielt hat, kehrt er auch zur herbstlichen Jahreszeit noch einmal zurück, um sein aktuelles Album „Moon Landing“ zu präsentieren. Wir berichten aus der komplett bestuhlten Westfalenhalle Dortmund.
Wer könnte besser zu James Blunt passen, als ein Singer/Songwriter? Richtig. Kaum jemand. Im Frühling hat Anna F. ihn begleitet, im Sommer war es Ron Pope – mit Gavin James kommt ein Künstler aus Irland nach Dortmund, der noch nie zuvor hier war, wie er sagt. Nur mit seiner Gitarre und in lässigen Jeans mit Hemd bewaffnet, beginnt er, seinen ersten Song zu spielen und zu singen, was das Publikum sofort nach den ersten Tönen mit lautem Applaus honoriert. Augenscheinlich ist, dass Gavin ein fröhlicher Mensch ist, der gerne lacht und dessen Leidenschaft es scheint, seine Musik den Menschen näher bringen zu dürfen – ein Sänger mit großem Herzen. Nach dem letzten Lied, einem seiner Songs mit ein bisschen „Wonderful World“ als Cover zwischendurch, bedankt er sich mit einem schüchternen „Dankeschön – Thank you so much“ bei dem Publikum, das er sehr begeistern konnte.
Keinerlei Star-Allüren sind auch bei James Blunt zu erkennen, der pünktlich um kurz nach 21 Uhr die Bühne betritt, so unauffällig, dass man sich um uns herum wundert ‚Ach, da ist er ja schon!‘ – und da ist er: Mit seiner Stimmgewalt sitzt er seitlich am Piano, der Spot auf ihn gerichtet, und singt den Opener „Face The Sun“, seine Band im Rücken habend – allesamt in den passenden Outfits zu einer echten Mondlandung, mit der aufgestickten UK-Flagge an der Seite.
Groovy, laut und fast schon rockig geht es beim zweiten Titel „I’ll Take Everything“ weiter. Das Publikum ist sofort aus dem Häuschen und feiert seinen Lieblings-James nach dem vierten Song, indem erst die erste Reihe und dann alle nach und nach aufstehenden und mit James Blunt und seiner Band tanzen. Als „Billy“ angespielt wird, erhebt der sympathisch wirkende Mister Blunt sich von seinem Platz am Piano und geht in die Mitte der Bühne, um nur mit seiner umgehangenen Gitarre den Song zu präsentieren. Der Sound in der Westfalenhalle ist sehr laut, aber genau richtig laut und insbesondere ist der Ton – sowohl der Instrumente, als auch von Blunts Stimme – so klar, dass das Zuhören Spaß macht, auch wenn man gerade mal sitzt. „Guten Abend Dortmund“, begrüßt der Brite seine Fans nach einigen Songs, die sofort mit einem Jubeln zurückgrüßen, „Guten Abend Dortmund, wie geht’s? Alls klar?“. Mit „Carry You Home“, der bisher besten Nummer des Abends, lockt James das Publikum auch wieder von den Sitzplätzen in die Höhe.
Die vielen Lichter heben die großartige Stimmung des Abends noch einmal hervor: Über der Bühne hängt eine Diskokugel, die durch die weitere Belichtung auch Sinn macht; die Lichter stellen abwechselnd die Bühne und den Zuschauerraum in den Fokus. Letzteren weiß auch James Blunt in den Mittelpunkt des Abends zu stellen: „Eine Bitte an die Security-Leute, die hier die ganze Zeit aufmerksam versuchen, die Leute vom Fotografieren und Filmen abzuhalten. Ich habe kein Problem damit, für mich ist das total okay! Ich meine: Ihr seid meine besten Promoter. Ihr stellt die Videos auf YouTube!“ – wo er Recht hat, hat er Recht. Zwar gibt es manchmal auch wirklich unschöne YouTube-Videos, die nicht dem Bild und Ton entsprechen, den das Live-Erlebnis tatsächlich bot, doch macht diese Aufforderung den Sänger gleich um ein Vielfaches noch symphytischer. Überhaupt scheint James nach dem fast kommentarlosen Eingang in den Konzertabend immer offener und lockerer zu werden, so hält er einen Monolog über seine Größe (Fazit: „Ich bin ein Kleiner, …“) oder über die Qualitäten im Schlafzimmer („… aber nicht im Schlafzimmer!“) bis hin zu einer großen Motivation für die Westfalenhallenbesucher: „Wir waren in China, Amerika, Australien, überall – das war alles nur eine Übung für heute Abend, Dortmund!“.
Eine Motivation im wahrsten Sinne des Wortes: Plötzlich steht fast ausnahmslos die ganze Halle und alle toben wie wild mit, stellen sich in den Gang, wo es keinen Security-Menschen mehr stört und unterstützen das Konzert mit Klatschen und Jubeln, bis James Blunt irgendwann entscheidet, dass jetzt genug „happy songs“ gespielt wurden und es Zeit wird, um ein paar andere Nummern zu spielen, anfangen mit „Goodbye My Lover“, wofür er sich wieder ans Piano begibt und die Band die Bühne verlässt – das Publikum ist zu „Same Mistake“ von einem Lichtermeer gefüllt. Wow. Perfekte Einleitung für den Hit „You’re Beautiful“. Über die ersten Töne von „Postcards“ freuen sich ebenfalls alle, als hätten sie nur darauf gewartet. Nach dem ruhigeren Part, bittet der Sänger seine Fans, beim nächsten Titel („I Really Want You“) nicht zu klatschen, denn ansonsten vermasselt er es („Nicht klatschen – or I‘ll fuck it up“, um ihn zu zitieren). Als Dankeschön rennt er im Instrumentensolo seiner Band einmal von der Bühne, durch den kompletten Innenraum und springt auf der anderen Seite wieder rauf – spätestens jetzt weiß jeder: Dieser Superstar ist so sehr auf dem Boden, dass er gleich einmal runterspringt. Es scheint, als wüssten viele Fans Bescheid, was inmitten des letzten Songs („So Long, Jimmy“) passiert: Alle setzen sich auf den Boden oder auf die Stühle und springen auf James‘ Kommando „Are you ready – are you sure?“ wieder auf.
Nach einer sehr kurzen Pause, kommt James Blunt im Outfit, welches stark an einen Kampffliegerpiloten (inklusive passendem Helm) erinnert, wieder auf die Bühne: Der Abflug für die nächste Mondlandung steht also kurz bevor. Er möchte sich noch einmal bei dem Publikum bedanken und einen Applaus für den Iren Gavin James einheimsen. Mit weiterhin sehr guter Laune, singt er seine drei Zugaben „Stay The Night“, „Bonfire Heart“ und „1973“, wofür die Gäste die ganze Zeit stehen bleiben und mit James Blunt einen wirklich gelungenen Konzertabend feiern!
>> Hier geht’s zur Foto-Galerie James Blunt / Gavin James, 14.10.2014 Dortmund.