
„Tough Love“ lenkt in seiner Funktion als Opener und Titeltrack ohne Umweg in die Richtung, in die das Album gehen wird: leichte, dumpfe, elektronische Beats werden von Jessies sanftem Gesang, der teilweise nahezu wie nur ein Hauch wirkt, begleitet. Viele Einflüsse, die man eingangs direkt erhält – um genau zu sein: So viele positive Einflüsse in der Tonung, dass man Lust auf mehr bekommt. Auch ist dieses Hauchen zur Elektronik etwas ganz Neues in dem Bereich, sodass man neugierig wird.
Jessie Ware „Want Your Feeling“ live @ Later …with Jools Holland:
Trotz des Fokus, der (unbewusst?) auf Musik und Gesang gelegt wird, achtet man auf die Songtexte. „You & I (Forever)“ ist eine Liebeserklärung an ihren (Bald-)Ehemann Sam, dem sie die Platte im Übrigen auch widmet: „For my darling Sam, I can’t wait to marry you. You & I, forever x“. Durch das ganze Überproduzieren der zahlreichen Popsongs, die der aktuelle Markt bietet, wirken die Stücke auf „Tough Love“ noch einmal intensiver und fast wie eine Erleichterung. Denn es wird einem bewusst, dass es zwar ruhig vordergründig um Beats gehen kann, dass das aber noch lange nicht heißen muss, dass die Stimme der Sängerin mindestens dreißig Mal ‚draufgelegt‘ wurde, wie man so schön sagt.
Wie gut Jessie Ware jedoch auch ohne viele und lautere Mischung ruhige(re) Songs singen kann, beweist sie unter anderem mit „Say You Love Me“ oder „Keep On Lying“, die man sich sofort auch als komplett akustische Versionen vorstellen kann. Gerade der Chor am Ende des Titels „Say You Love Me“ bestätigt diese Wahrnehmung. Größtenteils jedoch befinden sich wirklich Uptempo-Songs auf dem Album, die mal ein paar Beats weniger („Want Your Feeling“, „Sweetest Song“), mal ein paar mehr („Champagne Kisses“) mit sich bringen; mal die Stimme in den Vordergrund stellen und eben mal die Musik. Ein vielfältiges Album, das zugleich auch eine inspirierende Wirkung mit sich bringt.
Mit 11 Titeln und 41 Minuten ist es zwar ein wenig kurz angelegt, jedoch ist es ja so, dass manchmal in der ‚Kürze die Würze liegt‘, und das trifft hier definitiv zu. Jessie Ware hat sich mit ihrem neuen Album nach „Devotion“ vielleicht noch einmal selbst übertroffen und liefert ihren Fans (und solchen, die es vielleicht noch werden wollen), eine starke Platte. Und wenn man auf das Geburtsland UK schaut und sich überlegt, wo die talentiertesten Singer/Songwriter herkommen, dann weiß man vielleicht auch, warum das so ist. Wir hoffen auf noch mehr Inspiration nach der Hochzeit mit ihrem Kindheits-Sweetheart Sam Burrows!
“Tough Love” von Jessie Ware | VÖ 17.10.14 | als CD und Download!