Betty Who hat ihre Karriere als Musikerin vielleicht Peter Thomas zu verdanken, der sie am Berklee College of Music ansprach: „Wir sollten im Studio rumhängen und gucken, was dabei rumkommt“ – und was dabei rum kam, ist fast schon offensichtlich: Ihre „The Movement„-EP wurde fertig gestellt, veröffentlicht und ein riesiger Erfolg, woraufhin dann die „Slow Dancing„-EP folgte und nach dem Hit „Somebody Loves You“ mit „Heartbreak Dream“ einen weiteren hervorbrachte. Höchste Zeit für ein Debüt-Album: Heute präsentieren wir euch unsere Rezension zu „Take Me When You Go„, das international am 6. Oktober veröffentlicht wurde.
Nach Madonna kam Britney Spears, die an ihrem Thron kratzte – nicht zuletzt, weil die Medien ihr dazu verhalfen. Heutzutage sind beide nicht mehr in der höchsten Liga, vielmehr fahren die Popmusikliebhaber auf Lorde, Lana del Rey, BANKS, Adele, Lady Gaga oder Katy Perry ab – oder eben auf Betty Who. Who? Betty Who! In Europa (außer vielleicht im UK, natürlich; denn wo gute Musik herkommt, dort landet sie auch am ehesten) ist die Dame noch nicht so bekannt wie in ihrem Heimatland USA.
Betty Who „Heartbreak Dream“ live @ Billboard:
Nach zwei großartigen EPs ist es nun endlich soweit und wir halten das Debüt-Album von Betty Who in den Händen, auf dem sich natürlich auch die Hits „Somebody Loves You“ und das von den 80s inspirierte „Heartbreak Dream“ befinden. Wenn wir Hits schreiben, meinen wir nicht nur Hits im wörtlichen Sinne von erfolgreiche Songs, sondern Hit-Songs, denn diese Songs sind regelrecht produziert wie wahre Verkaufs- und Tanzflächenschlager. Sie sind im Prinzip genau das, was man von einem „Hit-Hit“ erwarten würde. Und zudem sind sie noch so viel mehr. Es wirkt nahezu so, als sei Betty Who eine Perfektionistin, die in der Tat 100 Rohversionen ihrer Songs hat, sie all ihren Freunden vorspielt und dann daran rumwerkelt, bis es perfekt ist – und so hören sich dann Nummern wie „Glory Days“, „A Night To Remember“, „All Of You“ oder insbesondere „Runaways“. Sowohl lyrisch als auch musikalisch auf den Punkt.
Gespickt mit Songtexten, die teilweise unter die Haut gehen („We won’t build a home / You won’t buy flowers every Monday / Or call on my birthday / I’m not the first / And I won’t be last to love you / And I do“) und viel Persönliches mit sich bringen, in denen sich ein Jedermann wiederfinden kann und wird, ist es einfach absolut brillante Popmusik, die „Take Me When You Go“ seinem Hörer liefert. Mit dem zuvor zitierten „California Rain“ ist wirklich eine unter die Haut gehende Ballade zu finden, die einen Kloß im Hals zurücklässt, da sie musikalisch so minimalistisch und ruhig ist, wie auch Bettys Stimme, textlich aber so gewaltig, dass dieser Zusammenhang einfach unbeschreiblich ist – und der Song einfach seine Wirkung absolut erzielt. Auch „Missing You“ ist eine traumhafte Ballade.
Insgesamt, so kann man sagen, haut Betty Who uns da ganz schön was um die Ohren! Mit 13 Titeln in 50 Minuten vielleicht sogar eine der besten Popplatten der letzten Jahre – einfach ein perfekt produziertes Stück Pop, das von so viel Persönlichkeit geprägt ist, dass Bettys letzte Worter ihrer emotionalen Danksagung sicherlich sehr wahr sind: „Thank you all for being you. Thank you for listening to this record. I hope you find a piece of yourself within it. Because trust me, you are all in it.” Das Jahr neigt sich dem Ende, wir haben ein paar Scheiben schon auf unsere imaginäre Jahresbestenliste gesetzt, „Take Me When You Go“ rauscht mal eben an so einigen vorbei und macht es sich mindestens in den Top Ten gemütlich. Denn wann bekommt man heutzutage schon einmal ein so sehr gut und vor allem selbst geschriebenes Pop-Album (außer vielleicht von Lady Gaga)? „This record will blow people away“, schrieb ihr Manager ihr mitten in der Nacht – und das gibt Betty Who das Gefühl, das sie verdient hat: Der größte Popstar in der Welt zu sein. Das wird sie dann aber in ihrem Heimatland Australien, wo sie Katy Perry auf ihrer „Prism„-World–Tour supportet.
“Take Me When You Go” von Betty Who | VÖ 03.10.14 | als CD und Download!