Er ist ein durch und durch positiver Mensch, dem es in seinen Songs – wie im Leben – darum geht, eine Haltung zu haben. Daniel Wirtz hat bisher zwei Alben veröffentlicht, Auftritte bei Rock am Ring und Rock im Park absolviert und drei Tourneen gespielt, von denen die Letzte nahezu ausverkauft war. Der wachsende Erfolg von Wirtz liegt nicht nur an seiner unglaublichen Stimme, seinen charismatischen Live-Auftritten und der emotionalen und ehrlichen Art seiner Songs, sondern auch an der engen Bindung zu seinen Fans und der Tatsache, dass er sich mit seinem Label Wirtzmusik bis ins Detail selbst um die Vermarktung seiner Musik kümmert. Bei dem einzigartigen Open Air in Berlin waren wir dabei – und sind begeistert.
Ein Open-Air-Event des Maschinenhauses in der Kulturbrauerei Berlin hat eigentlich oftmals mit AUDI zu tun – dieses Mal aber setzte sich die Eventmanagerin der Kulturbrauerei, die Wirtz in der seltenen Unplugged-Form bereits 2x live erlebte, jedoch für ein besonderes Spektakel ein: Sie wollte Wirtz unbedingt für ein Open Air haben. Und wie das Schicksal so spielt: Sie bekam ihn. Und sie lud die Berliner Band berge noch ein, sich ebenfalls vorzustellen.
Genau dies stellte sich bereits zum ersten Schmankerl des Abends heraus: Rocco und Marianne, das Duo berge, das in Berliner Kreisen bereits bekannt ist, betrat mit musikalischer Rückendeckung die Bühne und spielte die Zuschauer warm. Die beiden überzeugten mit langsamen Songs über die Liebe und das Leben, bis sie ihren aktuellen Internet-Hit „10.000 Tränen“ ansagten und somit noch mehr Gänsehaut in die leicht windige Location brachten: Es geht unter anderem um Tierschutz, jeder möge diesen Titel jedoch für sich interpretieren, biete er da doch zahlreiche Möglichkeiten. Neben einigen älteren Songs, wie zum Beispiel „Meer aus Farben“, spielten sie auch neue Titel und machten darauf aufmerksam, dass sie ihre ausverkaufte EP haben nachpressen lassen, und man diese bei der Band persönlich erwerben kann.
berge „10.000 Tränen“ live @ RAW Berlin:
Um 20 Uhr betrat zunächst die Band (2 Geigen, Cello, Bass, Gitarre, Schlagzeug, Klavier) die Bühne, dicht gefolgt von Daniel Wirtz, der mit einem Becks in der Hand in die Mitte selbiger marschierte. Direkt gibt’s die klare Vermutung: „Den ersten Song kennen wohl alle“, und alsbald dieser dann melodisch startet, erkennt jeder, dass es sich um „Erster Stein“ handelt und die Lanze ist in den ersten Sekunden gebrochen. Wirtz singt gefühlvoll, das Publikum genießt und singt mit und es sieht sofort danach aus, als würde es ein toller, gemütlicher Abend werden, als der lässig-schick gekleidete Sänger die ‚Seitensitzer‘ dann animiert: „Ey, wir haben vorhin beim Soundcheck gemerkt, was ihr da für Scheißplätze habt … kommt doch bitte gerne hier nach vorne!“. Gesagt, getan: Einige setzen sich direkt auf den kalten Asphaltboden vor der Bühne und kommen so in den Genuss spezieller erste-Reihe-Sitzplätze.
Innerhalb der Setlist präsentieren sich neben bekannten Songs wie „‘ne Weile her“, „Heute weiß ich“ oder „Mon Amour“ aber auch Albumtracks, die durch die Unplugged-Versionen wirklich ein schönes, neues Gewand bekommen haben, weshalb man noch mehr auf die Texte achtet. „Sag es“ und „Kinder“ sind Kandidaten für diese These. Die Texte sind schmerzlich, lassen einem einen Schauder über den Rücken laufen – nicht zuletzt, da Wirtz‘ Stimme so natürlich noch mehr, noch intensiver eindringt, als in den normalen Versionen. Es ist alles reduziert, die Klavier- und Geigenklänge tun auch ihr Nötigstes und schon erfährt man, wie intensiv ein Wirtz-Song sein kann. Sicherlich ist dieser einer der Gründe, weshalb er sich als Rocksänger dafür entschied, genau diesen einmal rauszunehmen beziehungsweise zumindest zu verringern.
Wirtz „Scherben“ unplugged:
Dass der Musiker erwachsen geworden ist, macht er anhand einer wunderbaren Erklärung zum Song „Scherben“ noch einmal deutlich: „[…] dass man sich im Grunde nur temporär bescheißen kann“ heißt die eigentliche Zeile, die er nach all den Jahren zu „[…] dass man sich im Grunde nur temporär verleumden kann“ umgeändert. Ganz simpel, ganz einfach.
Mit dieser Vielzahl von Titeln und der Veröffentlichung der Unplugged-Platte hat Wirtz sich einen Gefallen getan. Denn so konnte er selbst seine Musik und Texte noch einmal neu entdecken und auch seinen Fans nach langer Zeit noch einmal die Chance dazu geben. Viele standen dem Projekt anfangs mit Skepsis gegenüber, doch fast jeder Konzertbesucher wird eben diese nach dem akustischen Set abgelegt haben. Versprochen!
>> Hier findet ihr unsere Konzert-Fotos von Wirtz & berge, 20.08.2014, Berlin!