Kaum eine andere Band im Musikkosmos hat einen so hohen Wiedererkennungswert wie Blink-182. Wer die Jungs schon einmal live erlebt hat, weiß, dass sie immer 100 Prozent geben. Selbst nach mehr als zwei Jahrzehnten Bandgeschichte – das Bandmotto lautet schließlich selbstironisch „Crappy Punk Rock Since 1992“ – fühlt man sich beim Hören egal welches Songs des Trios aus San Diego vollkommen in die gute alte Zeit mit „All The Small Things“ oder „Stay Together For The Kids“ zurückversetzt. In den letzten zwei Jahren haben sie alle Stadien der Welt exzessiv abgegrast und begeben sich nun wieder ins Studio – vorher rockten sie jedoch mit ihrem Support-Act Zebrahead noch ordentlich Stuttgart und die Westfalenhalle 1 in Dortmund.
Wenn die Jungs von blink-182 eine Hallen-Tour ankündigen, werden die Fans nervös und freudig: Bereits 2012 bewiesen die ‚alten Hasen des Rock‘, dass sie es noch voll drauf haben – auch 2014, wo sie das Highfield Festival headlinen, spielen sie zwei Hallen-Konzerte. Bei dem Gig in der Dortmunder Westfalenhalle 1 waren wir vor Ort und haben zwei erfrischende, laute Bands erleben dürfen.
Das Opening haben pünktlich um 20 Uhr Zebrahead übernommen, die unter den Rock-Fans natürlich absolut kein unbeschriebenes Blatt mehr sind, haben sie doch selbst schon zahlreiche Headliner-Touren, auch hierzulande, erfolgreich gespielt. Mit einem Donnerschlag legten die Kalifornier mit „Hell Yeah!“ los. Es wirkt, als hätte das Publikum nur darauf gewartet: Der Sänger gibt ein Signal und alle Hände gehen schlagartig klatschend in die Höhe. Sowas nutzt ein echter Rockstar aus und gönnt sich bereits während des ersten Songs ein Bad in der jubelnden Menge. Bereits beim zweiten Song pogt die Masse unaufhaltsam, wodurch augenscheinlich bestätigt wird, dass Zebrahead definitiv ein guter Einheizer sind – auch die Motivation „Ich verspreche euch, wenn ihr alle mitmacht, werdet ihr noch heute Nacht Sex haben“ gelingt und die Security-Herren dürfen immer mehr ’stage divende‘ Fans in Empfang nehmen. Neben ihren Hits spielen die Jungs aus dem Orange County auch ein „Who Let The Dogs Out (Baha Men) / Girlfriend (Avril Lavigne)„-Mash-Up und holen sich zur Nummer „Drink Drink My Germans“ wie fast immer zwei deutsche Fans im typisch bayrischen Lederhosenoutfit auf die Bühne und dürfen sich ein paar Biere aus der gut ausgestatteten Bühnen-Bar genehmigen. Nach 13 Songs machen Zebrahead nach einer starken Support-Show die Bühne frei und hinterlassen ein Publikum, dessen Stimmung auf dem Hochpunkt ist.
Nach der üblichen kurzen Unterbrechung ist es dann um 21:17 Uhr soweit und Mark Hoppus (Bass), Travis Barker (Schlagzeug) und Tom DeLonge (Gitarre) stürmen gut gestimmt auf ihre große Bühne, von der sie auf einen komplett ausverkauften Innenraum schauen können. Für Blink-Fans sind Sitzplätze scheinbar nichts, sind diese doch sehr spärlich belegt und die Oberränge kaum geöffnet. Ohne große Begrüßung startet die weltbekannte Band ihren Abend mit altbekannten Songs, wie zum Beispiel „Feeling This„, „What’s My Age Again?„, „The Rock Show“ und „Up All Night“ – wie in einer Rock Show, die die ganze Nacht weitergeht, duftet es auch, sodass man fast sagen könnte, es sei ‚irgendwo zwischen Zigarettenqualm, Seifenblasen und Biergeruch‚.
Von Jung bis Alt, von Männlein bis Weiblein bietet das Publikum wirklich alles. Man kann nach all den Jahren also nicht sagen, dass blink-182 nur eine bestimmte Zielgruppe haben. Manche sind mit ihnen herangewachsen, manche haben sie vielleicht erst vor ein paar Jahren kennengelernt. Macht nix: Insgesamt ist die Fanmasse eine Einheit und so singen manche einfach mit, andere pogen und stagediven wie verrückt und wiederum andere prosten sich zum x-ten Mal mit ihrem Nebenmann zu.
Der Preis für die Tickets macht sich allemal bezahlt: Die Herren aus San Diego spielen sage und schreibe 23 Songs inklusive Zugaben. Neben den absoluten Klassikern á la „All The Small Things“ oder „First Date“ bringen die Rockstars jedoch auch ihre langsam-verträumten Titel mit ein, wo natürlich „Always“ und „I Miss You“ keinesfalls fehlen dürfen. A propos: „Asthenia“ oder „All Of This“ zählen nicht zu DEN Hits, die auch ein Nicht-Album-Hörer zwingend kennt, aber für eingefleischte Fans sind das wohl wichtige Songs, weshalb Mark & Co. diese sicherlich auch auf dieser Tour zum Besten geben und nicht aus der Setlist streichen.
Unter den Zugaben befindet sich mit „Violence“ noch ein Drum-Solo des legendären Travis Barker, der quasi der Boyband-Typ in der Punkrock-Variante ist und Mädchenherzen höher schlagen lässt. Nach einer Schweiß treibenden Show, sowohl für die drei Herren auf der Bühne, als auch für die zahlreichen Herren und Damen vor der Bühne, verabschiedet sich die Band mit den letzten und dafür lauten und rockigen Songs „Dammit“ und „Family Reunion“ und kann sich sicher sein: Der nächste deutsche Empfang wird mindestens genauso abrocken wie dieser. Für eine Legenden-Band wie blink-182 ist eben immer Platz.
>> Hier findet ihr unsere Konzert-Fotos von blink-182, 19.08.14 Dortmund!