Ein langer Spaziergang im Herbst 2012, wegen der ganzen Fragen. Weil es unmöglich ist, zweimal auf dieselbe Art ein Album zu schreiben. Verantwortung, Songs wie Tätowierungen. Was hilft ist Ackern. Mehr Bilder, Doppelreime und die zündende Idee gegen das Verzetteln: Das Orchester als Rahmen, ein filmischer Ansatz. Kein Konzeptalbum, aber Songs wie Szenen. Immer noch Pop, aber mit einem besonderen Element. Die Texte sind biografisch und übertrieben, wie vorher – aber nicht wie aus einem Tagebuch, eher wie in einem Spiegel. In zwei Jahren entsteht an fast jedem Tag diese Platte, die mit ihrem Vorgänger nicht zu vergleichen ist. Heute erscheint mit „Bauch und Kopf“ das neue Album von Mark Forster, das wir uns angehört haben.
BÄM. So kann man das Gefühl in drei Buchstaben beschreiben, das einen überkommt, wenn Mark Forsters zweites Album „Bauch und Kopf“ mit dem Sido-Featuring „Au Revoir“ beginnt. Irgendwie klingt das komisch: ein Feature mit Sido. Doch Mark Forster und Sido haben bereits einen gemeinsamen Song, der die Welt bewegte: „Einer dieser Steine“, ein Song von Sido, auf dem Mark Forster gefeatured wurde – jetzt ist es umgekehrt. Und es klingt gut. Es klingt so gut, es macht so Laune, von vorne bis hinten.
Mark Forster „Au Revoir“ unplugged @ Radio Bayern 3:
Bauch und Kopf ist ein angemessener Titel, denn sowohl jener als auch welcher werden ‚beansprucht‘: Es gibt Texte, die wirklich sofort in den Bauch (Magen, Mark) gehen und Musik, die einfach in den Kopf (Ohr) geht und bleibt. Es ist ganz schwierig, dieses Album zu beschreiben, denn es ist einfach so absolut nicht eintönig, dass man eigentlich ein explizites Track-by-Track-Review vornehmen müsste. „Zu oft“ ist ein Uptempo-Song, der irgendwie gute Laune verbreitet, obwohl er inhaltlich davon handelt, dass man eine Person nicht mehr aus dem Kopf kriegt. Hier interpretieren wir jedoch, dass beschrieben werden soll, wie schön das Leben trotzdem ist – oder dass man die Hoffnung einfach nicht aufgibt (aufgeben sollte). Jedenfalls wohnt die Besungene „in seinem Bauch“ und er bekommt sie „nicht aus seinem Kopf“ – wie gesagt, ein absolut angemessener Titel für das Album, der auch innerhalb der Songs aufgenommen wird.
Ein unerwartetes Highlight ist der Song „Hundert Stunden“ feat. Caro von Glasperlenspiel. Wieder so ein Titel, den man irgendwie nicht beschreiben kann, sondern einfach fühlt. Den möchten wir gerne als absoluten Anspieltipp mit auf den Weg geben, wie auch den Titeltrack „Bauch und Kopf“ und „Hallo“. Zwei Songs, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, jedoch einfach nochmal verdeutlichen, wie sich ein gut produziertes und vielfältiges Album anhören sollte. „Flash mich“ zählt ebenfalls zu den Hits der Platte, wie auch der Alltagssong „Königin Schwermut“! Features sind irgendwann meistens nervig, doch auch das weiß der gute Mark zu umgehen, denn mit Flo Mega holt er den nächsten guten Mann mit ins Boot: „Ich trink auf dich“ ist eine Nummer für eine ewig haltende Freundschaft, die vielleicht aber nur noch im Kopf stattfindet und schon längst Geschichte ist – an die man sich aber sehr gerne immer mal wieder zurückerinnert; eine Nummer für diesen einen Freund, auf den man gerne trinkt, weil er einer der besten war.
Mit 13 Titeln in 43 Minuten ein recht kurzes Album, jedenfalls von der Zeit her. Allerdings sind alle Lieder so gut, dass man sich automatisch so intensiv mit ihnen beschäftigt und es einem gar nicht vorkommt, als seien es nur 43 Minuten. Man möchte die Platte auf jeden Fall nochmal hören, vielleicht im „Shuffle“-Modus, um die Struktur, falls es denn eine gibt, ein wenig zu vermischen.
“Bauch und Kopf” von Mark Forster erscheint am 16. Mai als CD und Download!
(c) Foto: Robert Winter