REVIEW: Ron Pope + Wakey!Wakey! | 19.02.2014 Köln Luxor

Veröffentlicht: Februar 20, 2014 in Live-Reviews
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Wakey!Wakey!Ein Konzert, drei Künstler: Auf der einen Seite Ron Pope als vermeintlicher Headliner, der bescheidene Amerikaner, der trotz aller Zurückhaltung immer gleich mit Bruce Springsteen, Paul Simon oder Jackson Browne verglichen wird. Auf der anderen Seite Wakey!Wakey!, dieses Brooklyner Projekt rund um Singer, Songwriter und Schauspieler Michael Grubbs, verglichen mit Elton John und Billy Joel. Als Special Guest noch schnell eine Dame mit einpacken, die mindestens genauso emotional und bescheiden singt, wie die beiden Herren. Gesucht und gefunden mit und in Alexz Johnson aus Kanada.

Ron Pope veröffentlichte im Januar diesen Jahres sein neues Album „Calling Off The Dogs„, auf dem auch ein Duett mit Alexz Johnson („Nothing„) zu finden ist. Einem breiten Publikum bekannt wurde der smarte Sänger jedoch bereits durch seinen Internet-Hit „A Drop In The Ocean„, der auch in vielen TV-Serien, u.a. „The Vampire Diaries, als Liebesszenenmusik genutzt wurde. Nachdem er 2013 bereits zweimal auf Deutschland-Tour war und sowohl solo – nur am Klavier und mit Gitarre -, als auch mit kompletter Band, gut beim Publikum ankam, war es nur eine Frage der Zeit, bis uns der kernige Wahl-New-Yorker auch in 2014 wieder live erfreuen würde. Und wie bereits schon bei seinen letzten beiden Shows, ließ er es sich nicht nehmen, auch dieses Mal eine Neuerung einzuführen. In diesem Fall musste Verstärkung her:

Alexz Johnson, die dem deutschen Publikum vielleicht noch aus der VIVA-Serie „Instant Star“ zumindest visuell im Gedächntis ist, sollte ihn begleiten und  „Special Guest“ der Tour sein. War auf den Eintrittskarten jedoch der Einlass für 18:30 Uhr, Beginn für 19:30 Uhr angekündigt, trauten wir unseren Ohren kaum, als wir – eigentlich pünktlich – gegen kurz vor halb acht das Kölner Luxor betraten und uns eine sanfte, weibliche Stimme zu Ohren kam, ein wenig melancholisch, ziemlich schön und natürlich – wie auch die Frau, die auf der Bühne stand, zurückhaltend sang und sich dann mit der Info von der Bühne verabschiedete, sie sei gleich am Merchandise-Stand, um den Fans „Hi“ zu sagen, Autogramme zu schreiben und Fotos zu machen. Ein „Special Guest“, der für den Headliner ja so ’special‘ nicht sein konnte. Immerhin war ein größerer Teil des Publikums offenbar in keinen Stau geraten und überpünktlich da, sodass sie in den Genuss der sympathischen und süßen Alexz Johnson kamen und ihr berechtigterweise laut zujubelten.

Alexz JohnsonAmerican Dreamer“ Lyric Video:

Nach einer kurzen Pause betrat Michael Grubbs, Sänger von Wakey!Wakey!,die Bühne, um sein auf 40 Minuten runtergeschraubtes Solo-Set zu spielen. Mit einer leichten Ironie verriet er, dass er leider heute aus „logistischen Problemen“ doch nicht – wie zuvor angekündigt und abgemacht – mit Popes Band spielen könne. (Scheinbar hat es im Vorfeld enorme Komplikationen gegeben, bei denen ein Headliner auch mal beweisen muss, dass es seine Tour ist – doch: wer zuletzt lacht…). Das Kölner Publikum lacht jedoch ziemlich schnell, als Grubbs „Everybody is a hottie..“ anstimmt und die Luxor-Gäste mit „…in Cologne“ lautstark beenden. Eine Homage an das letzte Wakey!Wakey!-Köln-Konzert im November 2011, bei dem Michael Grubbs die Köln-Hymne komponierte.

Obwohl die neuen Songs auf seiner „Irresistible“-EP deutlichen Band-Background haben, musste er sie heute, wofür er eigentlich mit seinem Debüt-Album auch bekannt ist, auf’s Wesentlichste reduzieren: Keyboard und Stimme. Mit einem Lächeln sagt er nur: „Don’t worry, I’m pretty good at this!“ – und das konnte man dann nachfolgend bei seiner Mischung aus alten und neuen Songs auch deutlich hören. So bleiben natürlich die beliebten Nummern „Light Outside“ und „Dance So Good“ weiterhin Bestandteil seiner Setlist, die von wunderbaren, akustischen Versionen seiner neuen Songs „Overwhelmed„, „Indie Love„, „All It Takes Is A Little Love“ oder „Irresistible“ (hier springt Alexz Johnson ein und übernimmt den Part von Jillette Johnson – nebenbei erwähnt: eine Ehre, die ihr Herr Pope scheinbar nicht gewähren wollte, holte er sie doch bei ihrem gemeinsamen Duett „Nothing“ nicht auf die Bühne) ergänzt wird.

Wakey!Wakey!Call Me Up“ Soundcheck Session:

Zu (fast) jedem Song hat der äußerst sympathische Musiker auch noch eine kleine Geschichte zu erzählen oder witzelt einfach ein wenig rum („Jeder Song ist immer zuerst ein Gedanke, ein kleiner „Nugget“, der sich durch den Kopf seinen Weg nach vorne bahnt und schließlich als großer „Nugget“ aus dem Mund fällt“ – die großartige Grubbs-Mimik-und-Gestik muss man sich hier bitte denken), womit er das Publikum immer wieder zum Lachen bringt – beispielsweise auch mit der Info, dass er seine aktuelle Single „Call Me Up“ eigentlich für Lana Del Rey schrieb, sie aber (wahrscheinlich) nie davon erfuhr. Ein „Ohhh“ bekommt er auch, als er die Geschichte zum neuen Song „Overwhelmed“ erzählt. Kurzfassung: er machte seiner Freundin einen Heiratsantrag in Paris und sie sagte Ja – jetzt ist sie zu Hause, er auf großer Tour und vermisst seine Verlobte natürlich sehr. Trotz Erkältung und diverser Medizin liefert dieser grandiose Solist die beste Show des Abends, was man nicht zuletzt am Applaus während und nach jedem Song merkt.

Nach kurzer Umbaupause, um für den „Haupt-Act“ die Instrumente anzuschließen, eröffnet dieser auch gegen kurz vor neun mit seiner Single „Lick My Wounds“ und mit altbekannter Band die Bühne – ohne Intro, ohne irgendwas. Hippietuch auf dem Kopf, souverän wie immer. Natürlich spielt auch Ron Pope alte Songs und wählt mit den darauffolgenden Liedern „Tears Of Blood“ und „One Grain Of Sand“ die wohl groovigsten aus, um den Abend und vielleicht ja auch seine Vorgänger gleich zu Anfang hit-mäßig zu toppen.

Ron Pope (ft. Alexz Johnson) „Nothing“ Lyric Video:

Die Tour sollte zwar sein neues Album „Calling Off The Dogs“ featuren, jedoch freuten sich die Fans auch sehr über die alten Songs, die sie im letzten Jahr bereits am gleichen Ort im Januar und Juni hören durften, wie z.B. „Atlanta“ sowie „Fireflies“ und „You’re The Reason I Come Home„, wofür die Band ihn kurzzeitig auch mal allein ließ. Denn das kann Ron einfach gut: nur mit seiner Gitarre bewaffnet die größten seiner persönlichen Oldies singen. Neben all den alten (YouTube-)Hits, die das nicht mehr so gefüllte Publikum natürlich liebend gerne mitsingt, präsentiert der Sänger mit „New Friends“ und „Push Me Away“ natürlich auch eine Auswahl seiner neuen Songs, die irgendwie nicht mehr so sanft klingen, sondern eher ein bisschen in eine poppigere R’n’B-Rock-Richtung gehen und die Fans und Band auch mal tanzen lassen – warum auch nicht.

Insgesamt haben wir feststellen müssen, dass Ron Pope das schwächste (geringste) Publikum hatte, da ein großer Teil sich durch den Club nach hinten kämpfte, um den „Special Guests“ Alexz Johnson und Wakey!Wakey!, die offenbar auch sehr gut miteinander befreundet sind, Lob auszusprechen – und sich mit ihnen fotografieren zu lassen, Autogramme auf die Eintrittskarten oder erworbenen Poster geben zu lassen.

Vielleicht ist das nicht die netteste Art, den ‚Headliner‘ mit deutlich weniger Publikum stehen zu lassen, als es die ‚Voracts‘ noch genießen durften; aber vielleicht ist hinter den Kulissen im Vorfeld ja auch nicht unbedingt nur Nettes passiert, sodass man nur noch einmal sagen kann: „Wer zuletzt lacht, lacht am besten!

Ein gelungener Abend mit guter, musikalischer Mischung – und eins ist gewiss: Diese 3 Talente haben wir sicherlich nicht zum letzten Mal gesehen – in dieser Konstellation vielleicht, aber einzeln werden sie sicher nochmal wieder kommen, nachdem Pope hier schon eine Art Wahlheimat hat, Grubbs versprach, im Sommer nochmal mit Band zu erscheinen und Alexz‘ nach ihrer ersten(!) Europa-Tour hin und weg ist. Und darauf freuen wir persönlich uns jetzt schon sehr.

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(c) Konzert-Fotos: R. Bektas, C. Söhnchen mit bestem Dank an FKP Scorpio!
Kommentare
  1. Franzi sagt:

    Toller Review! Ich hab es genauso empfunden. Eigentlich kannte ich zuvor nur Ron Pope und besuchte deshalb das Konzert, am Ende ging ich mit den 2 “Nebenacts” Alexz Johnson und Michael Grubbs, die für mich die eindeutig bessere Show geliefert haben. Das Publikum haben sie wundervoll eingebunden und es auch erreicht, während Herr Pope jedes Lied nur mit einem knappen “Thank You” kommentierte und sein Blick, statt zum Publikum, ins Leere lief.

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